Bulgarien steigt aus dem Projekt für das geplante zweite Atomkraftwerk bei Belene an der Donau aus. Das hat der bulgarische Ministerpräsident Borissow am Mittwoch in Sofia vor Journalisten bekanntgegeben.

Auf einer geschlossenen Regierungssitzung hat er die Minister in seinem bürgerlichen Kabinett über ein Telefongespräch mit dem russischen Premierminister und designierten Präsidenten Putin am Montag in Kenntnis gesetzt. Anschließend kam er mit Präsident Plewneliew zusammen und informierte die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses im Parlament. Auch diese Sitzung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Danach erklärte Borissow vor der bulgarischen Presse, die Entscheidung, aus dem Projekt auszusteigen, sei dem Kabinett schwer gefallen. "Die Regierung beschloss, auf den Bau des Atomkraftwerkes bei Belene zu verzichten. Wir werden den ersten der beiden geplanten 1.000-Megawatt-Reaktoren bezahlen. Die Kosten belaufen sich auf 140 Millionen Euro", sagte Borissow, und räumte ein, dass der Reaktor erst im Oktober nach Bulgarien geliefert werden könne. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass Bulgarien diesen Reaktor weiter verkauft.

Die oppositionellen Sozialisten sind von der Entscheidung der bürgerlichen Regierung in Sofia enttäuscht. Der heutige Abgeordnete und frühere Energieminister Rumen Owtscharow hatte selbst das Projekt nach jahrelanger Vergessenheit Ende 2006 wieder aufgenommen und den Bauvertrag mit Russland unterzeichnet.

Offensichtlich diene Bulgarien fremden Interessen, so dass sich die Atomenergie in anderen Ländern entwickelt. Ein siebenter russischer Reaktor in Kosloduj bedeute laut dem Sozialisten Owtscharow keinesfalls weniger Energieabhängigkeit von Russland.

Kritisch sehen auch Umweltschützer den Verzicht Bulgariens auf die AKW-Pläne in Belene. Für die Umweltschutzorganisation Global 2000 ist dies nur ein "Teilerfolg". Der Standort Belene sei zwar vom Tisch, das Projekt aber "nicht tot", sagte Reinhard Uhrig von Global 2000 am Mittwoch gegenüber der APA. Es bestehe die Gefahr, dass die bulgarische Regierung den Druckbehälter einfach "in Kosloduj hinschraubt".