"Stärke" haben die iranischen Militärs ihre Manöver am Montag und am Wochenende genannt. "Einschüchtern kann uns keiner, wir werden nicht einen Zentimeter kürzertreten", sagt Präsident Mahmud Ahmadinedschad nach der Beendigung der Übungen unweit der Straße von Hormus, einer der strategisch wichtigsten Wasserstraßen der Welt, durch die Tanker bis zu 40 Prozent des weltweit auf Schiffen transportierten Öls nach Europa, Fernost und in die USA bringen.

Militärischer Nachschub für die Verbündeten

Diese Drohgebärden aus Teheran sind Reaktionen auf die von den USA beschlossenen neuen Sanktionen gegen die iranische Zentralbank, die auch den Ölexport und damit das Haupteinkommen des Landes betreffen und auf milliardenschwere Waffendeals der USA mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Wert des am Weihnachtstag geschlossenen Vertrages mit den Emiraten über den Ankauf von US-Abfangraketen liegt bei 3,5 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro), jener vom vergangenen Donnerstag über den Verkauf von 84 hochmodernen Kampfjets des Typs F-15 an Saudi-Arabien samt einer Modernisierung von 70 Maschinen der saudi-arabischen Luftwaffe gar bei 30 Milliarden Dollar (23,2 Milliarden Euro).

Wachsende Bedrohung

Die Vereinigten Emirate bilden zusammen mit den anderen konservativen Monarchien Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Bahrain und Oman den sogenannten Golf-Kooperationsrat (GCC), der als Gegengewicht zum Iran eine Staatenunion werden soll. Die sunnitischen arabischen Autokraten sehen im schiitischen Iran eine wachsende Bedrohung. Und die gibt es tatsächlich. Die Marschflugkörper und ballistische Raketen, die nach iranischen Angaben in den letzten Tagen im Manöver erfolgreich getestet wurden, sind ein Teil davon. Noch bedrohlicher aus internationaler Sicht ist aber die Ankündigung von Präsident Ahmadinedschad, "im Notfall" die Straße von Hormus zu blockieren, auch wenn der iranische Marine-Vizekommandeur Mahmud Mussawi gestern gleich zu beruhigen versuchte: "Wir werden die Meerenge nicht blockieren. Sollten aber unsere Interessen dort gefährdet werden, würden auch die Interessen anderer Staaten am Golf gefährdet."

Am eigenen Ast sägen

Tatsächlich würde eine Blockade von Hormus - oder deren Versuch - zwar den Öl-Nachschub aus der Golfregion für die westliche Industrie gefährden. Aber die Iraner ihrerseits würden damit an jenem Energie-Ast sägen, auf dem sie selbst sitzen. Denn der ölreiche Iran wäre mangels eigener Raffinerien nicht in der Lage, seine Energieversorgung ohne seine Rohöl-Exporte - durch die Straße von Hormus - zu sichern. Genau ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist eines der Argumente der Mullahs, warum sie so hartnäckig an ihrem Atomprogramm festhalten. Die Weltmächte akzeptieren dies zwar mittlerweile prinzipiell, wollen aber zumindest eine Einstellung der Urananreicherung im Iran erreichen, weil sie diese als Vorstufe zur Fertigung von Kernwaffen ansehen.

Der Iran hingegen beharrt auf seiner eigenen Urananreicherung. Und um seine Macht und Eigenständigkeit zu demonstrieren, hat das Mullah-Regime am Wochenende verkündet, iranischen Wissenschaftlern sei es gelungen, einen eigenen Kernbrennstab zu produzieren und in einem Forschungsreaktor in Teheran einzusetzen. Damit wäre der Iran der Produktion einer eigenen Atomwaffe gefährlich nahe gerückt, die allerdings nicht nur für Israel und die USA, sondern auch für alle Nachbarn des Iran inakzeptabel wäre. Mit ihren jüngsten Raketentests haben die Mullahs im Iran zwar wieder einmal ihre wachsende militärische Stärke demonstriert. Aber diese Stärke impliziert ein Wettrüsten, das sie mit ihrem wirtschaftlich ohnedies schon maroden Land nicht gewinnen werden können.