Der 60. Opernball am Donnerstagabend konnte mit geballter österreichischer Politik-Prominenz aufwarten: Bundespräsident Heinz Fischer beging seinen Abschied als Staatschef ohne Wehmut, Präsidentschaftskandidat Andreas Kohl (ÖVP) kam zum Probesitzen und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) entdeckte eine Gemeinsamkeit mit Opernball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh.

Bundespräsident Heinz Fischer kam zum letzten Mal in seiner Funktion als Staatsoberhaupt. In wenigen Monaten wird sein Nachfolger gewählt. Wehmut verspüre er deswegen aber nicht: "Das ist ein schöner Ball und ich feiere nicht drei Monate Abschied." Ob er auch im kommenden Jahr beim Staatsgewalze dabei sein wird, ließ er offen: "Ich glaube, zwölf Mal hintereinander ist einmal genug, aber man soll niemals nie sagen."

Opernball, Fußball

Als einziger Bundespräsidentschaftsanwärter besuchte Andreas Kohl (ÖVP) den Opernball. Dass sich keiner seiner Konkurrenten in der Staatsoper blicken ließ, kommentierte er launig: "Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich gehe gerne zum Opernball, andere gehen gern zum Fußball. " Er stattete Bundespräsident Fischer in dessen Loge auch einen Besuch ab - ihm würde es dort wohl durchaus gefallen: "Ich finde, es gibt schlechtere (Logen, Anm.). Ich war gerade in einer schlechteren, wo es sehr heiß war. Hier schwitzt man nicht."

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) erzählte der APA, dass er den Opernball zur Kontaktpflege nutze - aber nicht nur: "Es ist eine gelungene Mischung: Am Anfang eher der offizielle Teil und nachher der entspanntere Teil." Überhaupt empfand er das diesejährige Fest als "ruhig und entspannt".

Mehr als 5000 Gäste in der Oper
Mehr als 5000 Gäste in der Oper © APA/GEORG HOCHMUTH

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) war froh, es nach zwei Jahren Absenz wieder zum Opernball geschafft zu haben - obwohl er tagsüber bei der Geberkonferenz für Syrien in London weilte: "Ich bin froh, dass es sich ausgegangen ist." Angesprochen auf den Abschied von Treichl-Stürgkh, sagte er: "Ein aufrichtiges Dankeschön hat sie sich verdient." Und dabei entdeckte er auch eine Gemeinsamkeit zwischen dem Bundeskanzler-Sein und der Opernball-Organisation: "Was jedenfalls beide auf verschiedene Art und Weise brauchen, glaube ich, sind gute Nerven."

Was Treichl-Stürgkhs Nachfolge anbelangt, so sei dies "formal eine Entscheidung des Staatsopernballdirektors", sagte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ): "Aber wir reden natürlich darüber." Wer den Posten künftige innehaben wird, weiß er - zumindest offiziell - nicht.

Regierungsriege

Außerdem feierten aus der Bundesregierungsriege Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling, Agrarminister Andrä Rupprechter, Justizminister Wolfgang Brandstetter (alle ÖVP), die Staatssekretäre Harald Mahrer (ÖVP) und Sonja Steßl (SPÖ). Auch EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn, Wilhelm Molterer, Direktor des Europäischen Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl.

Der Wiener Landeshauptmann Michael Häupl (SPÖ) besuchte den Ball mit Ivo Nesrovnal, dem Bürgermeister von Brastislava. Diesen verlor der Wiener Stadtchef kurzfristig nach beim Aussteigen aus dem Auto. "Lasst' mir bitte meinen Gast, den Herrn Bürgermeister aus Bratislava durch, bitte", rief er den Polizisten zu, die am Anfang des roten Teppichs positioniert waren.

Konkurrenz für Lugner

Für Richard Lugner war es nicht sein bester Ball. Nicht nur, dass sich sein Gast Brooke Shields nicht unbedingt als medienverliebt entpuppte, bekam er mit der Unternehmer-Familie Wess erstmals richtige Konkurrenz auf dem Boulevard. Der Clan brachte die Schauspielerin Pamela Anderson und Dschungelcamperin Helena Fürst.

Alfons Haider, Pamela Anderson
Alfons Haider, Pamela Anderson © AP

"Es ist viel kultivierter als beim letzten Mal. Hier bin ich aber auch bei Personen zu Gast, die nicht nur Presse wollen", sagte die Schauspielerin zur APA. 2003 war Anderson mit Richard Lugner in der Oper. "Dieses Mal ist es wirklich wunderschön", sagte Anderson. Damals verlief der Auftritt von Anderson weit weniger harmonisch. Sie wurde derart von Fotografen bedrängt, dass "ich wirklich Angst hatte, um mich und meinen Mann", meinte die Schauspielerin. "Doch dieses Mal sind lauter Gentlemen um mich."

Auch der zweite Gast des Wess-Clans, die Dschungelcamperin Helena Fürst, war begeistert. "Das hier ist das Gegenteil vom Dschungelcamp. Und es sind so viele junge Leute hier, es ist wirklich, wirklich wunderschön", sagte die ehemalige TV-Anwältin, die statt mit Rasta-Zöpfen mit einer Turmfrisur erschien.

Triste Stimmung

Ein wenig triste Stimmung herrschte hingegen in der Loge von Lugner. Sein Stargast, die Schauspielerin Brooke Shields, zeigte sich nämlich weit weniger medienfreundlich als der Baumeister. "Brooke Shields möchte den Ball genießen und gibt keine Interviews", sagte Lugner zerknirscht. "Sie können aber meine Frau interviewen." Dass ihm die Familie Wess den Rang ablaufen konnte, glaubte der Baumeister aber nicht. "Das ist ein Schmarrn, die Anderson ist jede Woche in Österreich. Der Richard Lugner bringt seit 26 Jahren jedes Jahr einen Gast und steht für Qualität", unterstrich der Baumeister. Shields war von der Qualität wohl weniger überzeugt und rauschte noch vor dem offiziell vereinbarten Ende von 1.00 Uhr ab.

Cathy und Richard Lugner mit Gästen Brooke Shields, Mr. Probz
Cathy und Richard Lugner mit Gästen Brooke Shields, Mr. Probz © APA/HERBERT P. OCZERET

Andere Promis kamen ganz ohne Hintergedanken. Moderatorin Barbara Schöneberger erschien etwa "ganz privat" zum Ball. Ihr Eindruck: "Fantastisch, barock, wild, amüsierwütig und viele Pailletten." Ihre Beweggründe, das Fest zu besuchen: "Beim Opernball kann man schon einmal dabei gewesen sein." Auch Life Ball-Organsiator und Neo-Dancing-Star Gery Keszler warf sich in den Frack. "Ich bin vor allem da, weil es der letzte Ball von Desi ist. Sie kann wirklich stolz sein", sagte Keszler.