Unaufgeregt, aber starbesetzt ist Donnerstagabend der 60. Wiener Opernball eröffnet worden. Placido Domingo, Brooke Shields, Pamela Anderson oder Anthony Delon waren u.a. die prominenten Gäste des Jubiläumsballs. Nur eine Gruppe von neun Aktivisten sorgte für einen kurzen Schreckensmoment bei den Sicherheitskräften, die aufgrund der Terrorwarnungen in Europa verstärkt Kontrollen durchführten.

Für Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh, die eine Robe des bulgarischen Designers Petar Petrov in Gold mit Marabu-Federn am Rock trug, war es der letzte Ball, der mit 5.150 Besuchern ausverkauft war. Treichl-Stürgkh hatte im Vorfeld ihren Abschied bekannt gegeben. Sie hatte angekündigt, sich aber "mit einem Prunkstück" von den Gästen und Zusehern verabschieden zu wollen und war bei der Eröffnung zu Tränen gerührt.

Auch für Bundespräsident Heinz Fischer ist es der letzte Opernball, zumindest als Staatsoberhaupt. Sein diesjähriger Ballgast war der finnische Staatspräsident Sauli Niinistö, deshalb trug Fischer in diesem Jahr den finnischen Orden, wie er im Vorfeld auf Facebook bekannt gab. "Ich freue mich auf eine kurzweilige Ballnacht!", schrieb er. "Lieben tu ich meine Frau, nicht den Opernball", sagte er im ORF-Interview. Zu ihm gesellten sich u.a. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in die Präsidentenloge.

Bei der Eröffnung haben vor allem die Stars der Oper geglänzt. Höhepunkt waren neben der von Vladimir Malakhov choreografierten Balletteinlage zu Johann Strauß' "Accelerationen Walzer", die Sangeseinlagen der russischen Sopranistin Olga Peretyatko und des spanischen Opernstars Placido Domingo, die mit dem Duett "Lippen schweigen" aus Franz Lehars "Die lustige Witwe" und einer Walzereinlage endeten.

Von links nach rechts: Mr. Probz, Cathy Lugner, Richard Lugner, Brooke Shields
Von links nach rechts: Mr. Probz, Cathy Lugner, Richard Lugner, Brooke Shields © (c) APA/HERBERT P. OCZERET

Domingo erhob nicht nur die Stimme, sondern auch den Taktstock. Er dirigierte das Staatsopernorchester bei der Ouvertüre zu Gioachino Rossinis "Il Barbiere di Sivigilia". Den größten Applaus erntete der Startenor mit "Da geh' ich zu Maxim" aus "Die lustige Witwe", das er teilweise auf Spanisch zum Besten gab.

Die 144 Debütantenpaare hatten mit einem Teil der Choreografie des Wiener Tanzlehrers Roman Svabek weiterhin ein wenig Schwierigkeiten. Aufgrund des Jubiläums tanzten sie zu einer Potpourri mit Ausschnitten aus der "Annen-Polka", der "Feuerfest-Polka", dem Einzugsmarsch aus "Der Zigeunerbaron" und dem "Radetzkymarsch". Zudem stand mit dem "Klipp-Klapp Galopp" auch erstmals keine Polka auf dem Programm. Und beim Galopp waren die Tänzer wie schon bei der Generalprobe auch bei der Eröffnung nicht ganz auf Linie.

Baumeister Richard Lugner wurde heuer von der amerikanischen Schauspielerin Brooke Shields begleitet, die ein Blütenkleid in Nude und Schwarz des Labels Callisti trug. Als weiteren Gast begrüßte Lugner den niederländischen Rapper "Mr. Probz". Die Unternehmer-Familie Wess brachte Pamela Anderson und Anthony Delon, den Sohn des aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Alain Delon, sowie Dschungelcamperin Helena Fürst. Anderson, die sich nach 2003 tatsächlich erneut auf den Wiener Opernball gewagt hat, stieg sichtlich nervös aus ihrer Limousine und ließ sich flankiert von ihren Gastgebern in das Sangeshaus bringen. "Ich hoffe aber, die Security ist gut", meinte Anderson, "ich war ja schon einmal hier". Damals, vor dreizehn Jahren, sorgte sie noch für gehöriges Chaos.

Die deutsche Moderatorin Barbara Schöneberger, die am Opernball debütierte, zeigte sich ganz entspannt am Roten Teppich. Sie sei privat hier: "Ich sitze da, ich kucke. Ich kriege kein Geld, ich muss nichts machen." Sie kam in Begleitung ihres Visagisten. Schöneberger kündigte auch an, tanzen zu wollen: "Aber erst nach Mitternacht, wenn die Presse nicht mehr da ist."

Die schwierige Sicherheitslage nach den Terroranschlägen in Europa war auch Thema. Obwohl laut Innenministerium derzeit "in ganz Europa von einer erhöhten Gefährdungssituation" auszugehen ist, gab es für den Ball aber keine spezielle Warnung. Seitens der Oper traf man allerdings entsprechende Vorkehrungen.

Die Besucher mussten engmaschige Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen. Die Polizei hatte mit bis zu 300 Beamte in, vor und rund um die Oper Überprüfungen durchgeführt, sagte Sprecher Patrick Maierhofer. Zudem unterstützten Diensthunde den Einsatz. Für einen Schreckensmoment haben die Demonstranten noch vor der Eröffnung gesorgt. Sie begaben sich mit einem Transparent mit den Worten "Kaviar für euch? Krise für uns. Widerstand!" skandierend Richtung Sangeshaus am Ring, wurden jedoch sofort von der Polizei gestoppt.