Stundenlang beriet sich gestern die ORF-Spitze, gegen 15 Uhr war die Entscheidung gefallen: Die Zusammenarbeit mit Sido als Juror der "Großen Chance" ist beendet. Der Nachfolger wird aber erst in den kommenden Tagen genannt. Der ORF distanziert sich also vom Rapper mit dem lockeren Mundwerk aus Berlin, der für viele Zuschauer zweifellos ein Einschaltimpuls war. 721.000 Seher interessierten sich für das erste Halbfinale.

Die Eskalation

Rückblende: Sido hatte am Freitag gegen 23:15 Uhr, kurz nach dem Ende des ersten Halbfinales der Castingshow, "Chili"-Reporter Dominic Heinzl mit einem Faustschlag niedergestreckt. Vorangegangen war der Auseinandersetzung eine spitze Bemerkung während der Sendung. Sido hatte sich über den Societyjournalisten lustig gemacht und ihn als "Dominic Hampl" tituliert - Anlass waren Kandidaten, die im Rahmen der so genannten "zweiten Chance" via "Chili" ins Halbfinale gewählt worden waren.

Über die Ereignisse nach dem Ende der Sendung gehen die Beobachtungen auseinander - ob etwa einer den anderen angespuckt hat. Gelaufen ist die "Chili"-Kamera. Zu hören ist auf dem Video von Heinzl nichts, von Sido sehr wohl: "Dominic, du lästerst ja seit... dein ganz komisches Zeug hier, das du immer so raus lässt... willst du jetzt eine in die Schnauze, deine Mutter ist eine..., du bist ein Hurensohn". Dann folgte Sidos Faustschlag, der Heinzl zu Boden gehen ließ. Der Rapper suchte daraufhin das Weite, während der "Chili"-Boss, der am Sonntag einen geschwollenen Kiefer hatte, noch Interviews führte. In der Sendung sagte Heinzl: "Umfallen ist erlaubt, solange man wieder aufsteht".

"Indiskutabel!"

ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner fand deutliche Worte: "Gewalt ist indiskutabel! Wir tolerieren derartiges Verhalten nicht und beenden mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit. Auch wenn gegenseitige Provokationen unintelligent sind und auch wenn man seine Lebensgeschichte mit in Betracht zieht und respektiert, so ist aber dann die Grenze erreicht, wenn es gewalttätig wird".

Sido selbst gab sich bedeckt und verkündete lediglich via Twitter: "Good Bye ORF!" Solidarität erfährt der Rapper auf Facebook. Binnen Stunden formierte sich eine Gruppe unter dem Titel "Sido 1 Heinzl 0", die mehr als 27.000 Mitgliedern gefällt.