Seine Worte durchschneiden die klare Luft wie ein Schwert. In vollendeter Friedfertigkeit schmiegt sich das Tal Glen Coe zwischen die grasbezogenen Bergrücken. Tony McDaid steht in dessen Sohle und wenn er so erzählt, kann man die Klingen klirren hören. "Die Clans haben sich wohl in jeder Ecke der Highlands in die langen Haare bekommen", räumt der Schotte ein. "Aber im Ort Glencoe ging es 1692 wild zu." 78 Mitglieder der dort ansässigen MacDonalds wurden von den Campbells gemeuchelt. Nicht die feine englische Art, aber damit wäre man in Schottland auch nicht weit gekommen.

"Wenn Ihnen das Wetter nicht gefällt, dann warten Sie einfach fünf Minuten." Und das ist nicht nur so dahergesagt, die Witterung formt Land und Leute, Ecken und Kanten. Kein Wunder, dass die Herren hier alles werfen, was nicht niet- und nagelfest ist. Baumstämme. Hämmer. Steine. Bewerbe, die in den Highland Games ausgefochten werden.

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Wir haben den Kleinbus gesattelt und uns von der kultivierten, älteren Dame Edinburgh für einen Handshake mit St Andrews, in dem es vor lauter Studenten wuselt, verabschiedet. Berühmt ist das Universitätsstädtchen als Bühne für die Begegnung von Prince William und Kate Middleton, aber vor allem als Geburtsort des Golfsports. Dann ein ewiges Wechselspiel von Bens, Glens und Lochs - Bergen, Tälern und Seen -, das die Panoramaglasscheiben wie ein Gemälde einfassen.

Flucht aus dem Fass

So fühlt es sich also an, wenn einem ein Engerl auf den Kopf fällt. Jane hatte uns zwar gewarnt, dass in den Lagern der Whisky-Destillerie Glenfiddich Alkohol in der Luft liegt. In flüssiger Form ist man auf die Stärke des Single Malts gefasst, aber dass so viel davon als "Angels' Share" aus den Fässern flüchtet - Sláinte! Zum Wohl!

Die wahren Highlander: die rot gelockten Hochlandrinder genauso wie die schwarzen Angus-Rinder, deren Fleisch famose Steaks abgibt
Die wahren Highlander: die rot gelockten Hochlandrinder genauso wie die schwarzen Angus-Rinder, deren Fleisch famose Steaks abgibt © AP (Andrew Milligan)

"Farewell" zu den Highlands sagen wir am Loch Lomond, wo sich die Landschaft nicht lumpen lässt und Schottlands schönsten See auftischt. Laut schlägt der Puls im zwei Steinwürfe entfernten Glasgow. Die Stadt kommt als freche, junge Destination gerade richtig in Gang. So bekommt etwa die Statue des Duke of Wellington vor der Gallery of Modern Art von den Bewohnern jeden Tag ein Verkehrshütchen aufgesetzt. Zum Ärger des Empire und der Stadtverwaltung: Das Pylonenentfernen kostet jährlich rund 10.000 Pfund. Aber es ist seit jeher auch der Trotz, der den Schotten antreibt: Nicht umsonst wurde der Kilt erst so richtig Kult, als er 1746 von den Engländern verboten wurde.

Auf die Frage nach dem Darunter gebe es übrigens nur eine korrekte Antwort, sagt Tony: "Die Zukunft Schottlands, Madame."