Ob Lawrence von Arabien, der Petra als den "herrlichsten Ort der Welt" beschrieben hat, sich auch auf diesem Weg der sagenumwobenen Stadt in Jordanien näherte? Wir schlendern am Abend durch den "Siq", eine schmale, wohl hundert Meter senkrecht aufragende Schlucht, die sich bis zum Eingang in die Felsenstadt schlängelt. Knapp zwei Kilometer zum Wandern, zum Plaudern, Sinnieren und um Geschichte zu atmen im flackernden Kerzenschein. Auch mystische steinerne Figuren säumen den Pfad. Petra, das Wunderwerk der Nabatäer. An dieser Stelle, an den großen Handelswegen wie der Weihrauchstraße, baute sich der Nomadenstamm – gut geschützt – vor mehr als 2000 Jahren seine monumentale Welt: direkt in den Sandstein gehauene Bewässerungskanäle, Hunderte in die Berge gemeißelte Grabbauten, Wohnhöhlen und Tempel.

Lichtermeer


Am Ende des Spaziergangs durch die Schlucht gibt der Fels den Blick frei auf das Al-Khazneh, das prächtige "Schatzhaus des Pharao". Davor sitzen einige Menschen gemütlich bei einem Tee in einem Lichtermeer. Ein Beduine spielt seine Volksmusik auf der Flöte, ein anderer beschallt den Platz vor dem beeindruckenden Monument mit seinen Geschichten. Kein Scheinwerfer stört diesen magischen Moment.


"Eigentlich hätten wir jetzt Hochsaison", zuckt Reiseleiter Ayman mit den Schultern. Was er und viele andere Jordanier glauben: Ihr Königreich, stabil inmitten der von Kriegen gebeutelten Krisenregion im Nahen Osten, muss die Zeche für die Konflikte mitbezahlen. Mitgehangen, mitgefangen. Die freundlichen Menschen werden nicht müde zu erklären, dass jeder Besucher hier sicher ist. Allein, es nützt nichts! Haben 2010 noch acht Millionen Menschen Petra besucht, so werden es heuer rund eine Million sein. Die Urlauber zeigen dem Land die kalte Schulter.

Wüstenlabyrinth


Für Abenteuer- und Kulturreisende freilich hat das Land nichts von seinem Reiz verloren. Im Gegenteil. Gar mancher freut sich, wenn touristische Trampelpfade wieder den Entdeckern gehören. In Jerash, dem antiken römischen Gerasa, staunen wir beinahe im Alleingang über die imposanten gepflasterten Straßen und Plätze, über die sich auf Hügeln zum Himmel streckenden Tempel, die Bäder, die Brunnen und die Stadtmauern mit ihren Türmen und Toren. Im Wadi Rum, dem Wüstenlabyrinth mit seinen monolithischen Felsen, sind nur vereinzelt Reifenspuren von Jeeps oder Spuren von Beduinen mit Kamelen auszumachen.

Kürzlich entdeckte man bei Quellbohrungen ein Wasserreservoir. Eine Pipeline soll das "Gold" nun ins 300 Kilometer entfernte Amman leiten und so die Wasserknappheit, eines der größten Probleme des von Flüchtlingen überrannten Landes, ein wenig lindern helfen. Die Wüste birgt nicht nur steinerne Schätze.