Wenn das Gegenüber sich merklich abwendet, man oft Kaugummis angeboten bekommt oder die Küsse weniger werden: Mundgeruch kann zum sozialen Problem werden und ist vor allem sehr unangenehm. Oft bemerken Betroffene ihr Problem erst durch die Reaktion der anderen. 20 Prozent der Österreicher sind vom üblen Geruch betroffen - doch wo liegen die Ursachen und wie kann man sie bekämpfen? Zahnarzt Laurenz Maresch und Mikrobiom-Experte Gregor Gorkiewicz (MedUni Graz) haben die Antworten.

Wo entsteht Mundgeruch?

Man unterscheidet den Mundgeruch im klassischen Sinn, der aus dem Mund strömt, und die sogenannte Halitosis, wobei der üble Geruch auch beim Atmen durch die Nase merkbar ist. Laut Maresch sind in 90 Prozent der Fälle Mund und Zähne die Auslöser für schlechten Atem. Bei den restlichen zehn Prozent liegt die Ursache tiefer, zum Beispiel im Verdauungstrakt. "Bei der Verdauung entstehen Abbauprodukte, die schlecht riechen und über die Blutbahn in die Lunge und in die Atemluft gelangen", erklärt Gorkiewicz.

Wie kommt es zum üblen Geruch?

"Mundgeruch entsteht durch Fäulnisprozesse im Mund, die durch Bakterien ausgelöst werden", sagt Maresch. Ein Nebenprodukt der Bakterien sind Schwefelverbindungen - die übel riechen. "Zahnhygiene und Ernährung haben einen großen Einfluss auf unsere Mundflora", sagt Gorkiewicz. Denn wie im Darm leben auch im Mund viele Mikroorganismen, die die Nahrung verarbeiten.

Gregor Gorkiewicz, Mikrobiom-Experte
Gregor Gorkiewicz, Mikrobiom-Experte © meduni graz

Was können die Ursachen für Mundgeruch sein?

Kurzfristig kann Mundgeruch durch geruchsintensive Lebensmittel wie Knoblauch oder Zwiebeln entstehen. Längerfristig können viele Ursachen dahinterstecken: mangelhafte Mundhygiene, verminderter Speichelfluss (durch höheres Alter, Medikamenteneinnahme oder Schnarchen) oder bakterielle Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Raum wie eine Mandelentzündung.

Kann Mundgeruch ein Anzeichen für schwere Erkrankungen sein?

Laut Gorkiewicz führen z. B. Nieren- oder Lebererkrankungen zu einem spezifischen Geruch. Auch Tumore, chronische Atemwegserkrankungen wie chronische Bronchitis oder Diabetes können Mundgeruch verursachen.

Laurenz Maresch, Zahnarzt
Laurenz Maresch, Zahnarzt © kk

Was sind die ersten Maßnahmen gegen Mundgeruch?

Zunächst sollte man hinterfragen, ob die Mundhygiene gründlich genug ist, und beobachten, ob der Mundgeruch mit bestimmten Lebensmitteln zusammenhängt. "Zusätzlich zur gründlichen Zahnpflege sollte man den Zungenrücken mit speziellen Bürsten reinigen, den Speichelfluss durch Kaugummis anregen und Mundspüllösungen verwenden", sagt Maresch. Eine professionelle Zahnreinigung kann auch Abhilfe schaffen. Bleibt der Mundgeruch trotz verbesserter Mundhygiene und Ernährungsumstellung bestehen, sollte man ihn ärztlich abklären lassen.

Wie wird Mundgeruch diagnostiziert?

Zunächst beurteilt der Arzt Mund- und Rachenraum nach Aussehen und Geruch. Es gibt auch elektronische Nasen, die Verbindungen in der Atemluft erkennen und so Rückschlüsse auf Erkrankungen wie Glutenunverträglichkeit oder die falschen Bakterien am falschen Ort möglich machen.