Übersetzungen für die englische Gesundheitsformel "An apple a day keeps the doctor away" klingen immer holprig - versuchen wir es mit: Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern. Ob das wirklich stimmt, fragen wir die Ernährungswissenschaftlerin Susanne Maunz und den Diätologen Wolfgang Gunzer von der FH Joanneum.

Wahrer Kern

"In dieser Volksweisheit steckt ein wahrer Kern", sagt Maunz. Denn der Apfel ist ein kleiner Wunderwuzzi: Zunächst ist er vollgepackt mit Vitaminen und Mineralstoffe - besonders Folsäure und Vitamin C sind als wertvolle Ingredienzien zu nennen. Gleichzeitig besteht der Apfel aber zu 85 Prozent aus Wasser, ist damit also sehr kalorienarm und damit die perfekte Zwischenmahlzeit, die aufgrund des enthaltenen Zuckers aber schnell Energie liefert.

Aber nicht nur das: Schon ein Apfel pro Tag kann dazu beitragen, das Krebsrisiko zu senken, Herzerkrankungen und Demenz vorzubeugen und beim Abnehmen zu helfen. Was dem Apfel diese "Superkräfte" verleiht, sind vor allem die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe.

Hirnfutter

"Sie wirken wie eine Schutztruppe im Kampf gegen Stress und seine negativen Folgen", erklärt Maunz. Wie viel des gesunden Mehrwerts im Apfel steckt, ist aber von Sorte und Wachstum abhängig. "Alte Sorten haben einen höheren Gehalt als hochgezüchtete Sorten aus dem Supermarkt", sagt Maunz.

Die Wirkung des Apfels auf das Gehirn ist dem Inhaltsstoff Quercetin zu verdanken, seines Zeichens ebenfalls ein sekundärer Pflanzenstoff. Wie Studien gezeigt haben, stärkt dieser Stoff die Gehirnzellen, da er als Radikalfänger gefährliche freie Radikale unschädlich macht und so vor Demenz schützt. Freie Radikale entstehen im Körper bei vielen Stoffwechselprozessen, vor allem aber durch schädliche Umwelteinflüsse wie Zigarettenrauch oder Luftverschmutzung.

Neben den Radikalfängern enthält der Apfel auch einen hohen Anteil an Ballaststoffen (in Form von Pektin und Cellulose), was die Verdauung fördert und der Verstopfung keine Chance lässt. Aber: "Der Apfel kann trotzdem keine Wunder vollbringen", sagt Maunz.

Zwei Portionen Obst pro Tag

Und einen liederlichen Lebensstil mit Rauchen, Trinken und übermäßigem Essen kann ein Apferl auch nicht ausgleichen. Außerdem lautet die Empfehlung: fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag, davon zwei Mal Obst und drei Mal Gemüse. Diese Verteilungsregel gilt vor allem für Menschen mit Übergewicht, denn der Zuckergehalt im Obst ist nicht zu unterschätzen - sie sollten vermehrt auf Gemüse setzen.

Der Apfel ist auch nicht für alle super. Bei Fruchtzuckerunverträglichkeit kann der Apfel zu Verdauungsproblemen führen. Aufpassen sollten auch Birkenpollen-Allergiker: "Bei 50 Prozent besteht eine Kreuzallergie mit Äpfeln", warnt Gunzer.

Fazit: Obwohl so gesund, kann ein Apfel einen nötigen Arztbesuch nicht wegzaubern.