Hellwache Augen, klarer Blick, gewinnendes Lächeln, redegewandt, hübsch. Der jungen Dame, die uns hier am Kaffeehaustisch gegenübersitzt, ist ihr Problem so ganz und gar nicht anzusehen: Sie leidet an Panikattacken. Jetzt nur mehr ganz selten, zum Glück. In den vergangenen Jahren allerdings haben sie diese Attacken sehr oft gequält – manchmal sieben, acht Mal am Tag.

Cornelia Maria Weinzierl, 24 Jahre alt, hat die Krankheit inzwischen im Griff: „Es geht mir gut, nicht zuletzt dank meiner Medikamente.“ Was aber nicht heißt, dass sie ihre treuen Begleiter nicht ständig bei sich trägt. Sie nennt sie der Zuverlässige (Blutdruckmesser), die Unschlagbaren (Magentropfen), liebenswerte Langweiler (Baldriantabletten), die Standhaften (Kreislauftropfen), der Unbestechliche (Fiebermesser), die Bremser (Durchfalltabletten), die Ankurbler (Abführmittel) und „die starken Jungs“ (Schmerztabletten). Das alles lässt für sonst kaum etwas Platz in der Handtasche, aber ohne diese Utensilien macht die Zeltwegerin keinen Schritt aus dem Haus.

Denn es könnte sie doch wieder überraschen, mitten im Supermarkt, bei der Arbeit, im Café: dieses Herzrasen, das Zittern, der Schweißausbruch, die Übelkeit, der in den linken Arm ausstrahlende Brustschmerz. Und gleichzeitig die quälenden Gedanken: Hab ich einen Herzinfarkt? Muss ich jetzt sterben?

Cornelia Weinzierl hat ihre Panikattacken besiegt
Cornelia Weinzierl hat ihre Panikattacken besiegt © ANDREAS PREISLER

Cornelia Weinzierl hat eine Herzphobie entwickelt, glaubt bei Panikattacken, ihr Herz werde versagen. Als sie noch mehrere Attacken täglich hatte, raubte es ihr sämtliche Kräfte: „Diese ständige Todesangst führt zur totalen Erschöpfung, du hast keine Erholungsphasen mehr.“
Nach ersten Panikattacken im Alter von 18 Jahren begann eine, wie sie es nennt, „Ärzterallye“. Irgendwann war klar: Ihr Leiden hat keine organischen Ursachen. Auf eine medikamentöse Behandlung hat sie sich erst spät eingelassen: „Das war ein Fehler, das hätte ich viel früher machen sollen.“

Im Vorjahr schnappte sich die Pfarrsekretärin, die zuvor im Personalwesen eines internationalen Konzerns gearbeitet hatte, einen Laptop und begann, ihre Geschichte aufzuschreiben. Das Ergebnis ist ein soeben auf den Markt gekommenes Buch mit dem Titel: „Sag mir, dass ich gesund bin – mein Leben mit Panikattacken, Freudentränen und Gott“. Gut, das mit den Panikattacken hätten wir geklärt, aber warum Freudentränen? Warum Gott? Weinzierl: „Nach einer Attacke war es ein wunderbares Gefühl, dass dieser Zustand ein Ende hat, da sind mir oft vor Freude die Tränen gekommen.“

Und Gott spielte in ihrem Leben schon eine Rolle, als sie von Panikattacken noch keine Ahnung hatte: „Der christliche Glaube hat mich von Kindesbeinen an durch mein Leben getragen und mir immer Hoffnung, Zuversicht und Kraft gegeben.“

Das Buch sei kein Ratgeber, betont die Autorin. „Es ist ein Erfahrungsbericht, der Mut machen soll. Ich versuche, keinen todernsten, sondern einen teilweise auch humorvollen Einblick in mein Leben als Panikpatientin zu geben.“