Und jetzt die Körperspannung halten und einfach schön sein“, fordern die Trainerinnen Nina und Stephanie, während man mehr oder weniger in den Seilen hängt, oder besser gesagt in den Tüchern. An schön sein ist jedoch nicht zu denken, schließlich gilt es, sich zu konzentrieren und auch ein wenig den Schmerz zu unterdrücken. Steckt doch das eine Bein in einem sogenannten Fußknoten im Tuch, das zweite positioniert sich frei schwebend neben dem Knie, die Hände fassen oben beide Tücher und nun lehnt man sich mit dem gesamten Körper nach vorne. Ohne Körperspannung geht da tatsächlich gar nichts. An mehr als atmen ist aber nicht zu denken.

Akrobatik in Tüchern

Was nach schlimmen Verrenkungen klingt, nennt sich Aerial Silk und wird nun erstmals auch in Graz angeboten. Die Sportart ist eine Form von Akrobatik, die an speziellen, von der Decke oder auch von Bäumen hängenden Tüchern ausgeübt wird. Man klettert, posiert und tanzt in verschiedenen Höhen an den Seidentüchern auf und ab – zumindest wäre dies das Ziel.

In einer ersten Schnupperstunde geht es allerdings erst einmal um einen Perspektivenwechsel und um das Vertrautmachen mit dem Trainingsgerät. „Die größten Verletzungsgefahren sind Verbrennungen und Quetschungen“, warnen die Trainerinnen. „Also nicht nur das Fallen aus teils schwindelerregenden Höhen?“, hämmert es im Kopf. Doch probiert man erst einmal die Übungen aus, wirft man die Angst und alle Bedenken schnell über Bord.

Wieder Kind sein

Einerseits, weil neben Anstrengung und Konzentration kein Platz für Zweifel bleibt, und andererseits, weil man sich bei all der Herumturnerei schnell wieder wie ein Kind fühlt. Einmal mit dem Kopf nach unten baumeln und müde Knochen und ungelenke Körperteile fühlen sich schnell wieder jugendlich an. Was das Ändern der Perspektive manchmal alles bewirken kann! Oder ist es doch nur das Adrenalin?

Redakteurin im Selbsttest
Redakteurin im Selbsttest © KK

Nebenbei soll bei diesem Work-out jeder Muskel beansprucht und in Form gebracht werden. Und das merkt man auch. Sobald man mehrere Einzelpositionen aneinanderreiht, geht einem schnell die Puste aus und die Kraft in den Armen lässt nach. Denn was in luftigen Höhen ästhetisch und federleicht aussieht, erfordert viel Kraft.

Versteckte Klimmzüge

Mehrere Klimmzüge macht man im Laufe einer Aerial-Silk-Stunde, da muss wohl noch geübt werden. Für ein paar erstaunlich gut aussehende Übungen reicht es jedoch auch ohne große Muskelkraft. Und allen Zweifeln zum Trotz sieht es auf den ersten Schnappschüssen tatsächlich ganz gut aus. Wie war das noch einmal? Körperspannung halten und schön sein.