Ein Kultfahrzeug vergangener Tage feiert ein kurzfristiges Revival: Der seit fast zwei Jahrzehnten im literarischen Leben irrlichternde Simon Brenner kehrt in Wolfgang Murnbergers Verfilmung von Wolf Haas’ gleichnamigem Roman in das so gar nicht heimatliche Graz-Puntigam zurück, mottet ein altes Puch-Moped der Marke DS 50 aus und macht damit die Straßen von Graz unsicher.
Simon Brenner, der in seinem ersten Roman „Auferstehung der Toten“ seinen Job bei der Kriminalpolizei hinschmeißt und bei einem Detektivbüro anheuert, durchlebt gegenwärtig eine nicht so berauschende Phase.

Um seinen Stand der Dinge zu eruieren, begibt er sich in eine Tintenburg der Sozialbürokratie und wird mit den Härten der Realität konfrontiert: „Herr Brenner, Sie san ned sozialversichert, Sie haben ka Bankkonto, Sie san a U-Boot. Das würde i ned als schlechte berufliche Phase bezeichnen“, klärt ihn die Mitarbeiterin der Pensionsversicherung auf und legt ein Schäuferl nach. Bis 84 müsse er arbeiten, um über die Mindestpension zu kommen.

Das mit der Obdachlosigkeit und der U-Boot-Existenz kann Brenner (Josef Hader) zurückweisen, schließlich hat er ja das Haus seines Opas in Graz-Puntigam geerbt. Nichts wie hin! Aber dabei kommt er praktisch vom Regen in die Jauche. Der Zahn der Zeit hat an diesem Einfamilienhaus am Stadtrand schon ordentlich geknabbert. Natürlich ist kein Strom angemeldet, doch da hilft der Nachbar (Johannes Silberschneider) aus. Blöderweise ist auch das Dach löchrig, und der Regen in Graz-Puntigam kann sehr heftig sein.

In allen Brenner-Romanen gibt’s Anspielungen auf die Jugendsünden einer Gruppe von Polizeischülern vor mehr als 30 Jahren. Diesmal sehen wir die Auflösung – in Form von Rückblenden auf gemeinsame Urlaube in Jugoslawien und unschlauen Theorien vom perfekten Verbrechen. Mit involviert in Brenners Ausflug in die Jugendzeit ist der Altwarentandler Köck (Roland Düringer), der Grazer Kripo-Chef Aschenbrenner (Tobias Moretti) sowie die Jugendliebe Maritschi (Margarethe Tiesel) und deren Tochter (Nora von Waldstätten).

Haas, Hader und Murnberger haben wie bei den anderen drei Romanverfilmungen für den Film eigene Erzählstränge entwickelt, die hervorragend funktionieren. Natürlich zeigt sich auf dem Weg auf den Grazer Schloßberg die Überlegenheit der Puch DS 50 gegenüber einem ordinären Jaguar-Nobelhobel. Wer brachialen Austro-Sarkasmus liebt, der wird mit diesem Kinofilm hervorragend bedient.

REINHOLD REITERER