Gottlieben, eine 300-Seelen-Gemeinde am Schweizer Ufer des Bodensees. Auf dem Mäuerchen vor einem stattlichen Haus in der Seestraße liegen prachtvolle Rosen, daneben flackern bunte Windlichter. Fans kommen an das Gartentor, um hier ihrem Idol Udo Jürgens das letzte Mal die Reverenz zu erweisen. Hier hat der am Sonntag verstorbene Entertainer zuletzt gewohnt, im Frühjahr wollte er in sein neues Haus am Zürichsee einziehen.
Man habe ihn in Gottlieben oft am See spazieren gehen sehen, erzählt man im Ort – meist mit Lucky, dem Hund seiner letzten Lebenspartnerin und Biografin Michaela Moritz. Mit ihr verfasste er vor zehn Jahren seinen autobiografischen Roman „Der Mann mit dem Fagott“.


Am Sonntagnachmittag aber war Udo Jürgens mit seinem Mitmusiker, Assistenten und Chauffeur Billy Todzo auf der Promenade unterwegs. Mit dem Perkussionisten verband ihn eine langjährige Freundschaft. Todzo war es auch, der nach Jürgens’ Zusammenbruch den Notarzt rief und den Freund mit einem Defibrillator wiederzubeleben versuchte – vergeblich. Das medizinische Gerät hing nur wenige Hundert Meter von der Seepromenade entfernt am Gemeindehaus in Gottlieben.

Testamentseröffnung


Unklar ist vorerst, wo und in welchem Rahmen der Entertainer beigesetzt wird. „Es ist noch zu früh. Wir wissen es noch nicht“, sagte ein Sprecher seines Managements am Montag.


Angeblich hat der Wiener Bürgermeister Michael Häupl der Familie ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof offeriert. Möglich scheint aber auch eine Beisetzung in Kärnten oder in seiner Schweizer Wahlheimat. Vielleicht gibt ja Jürgens’ letzter Wille Aufschluss darüber, wo er sich seine letzte Ruhestätte wünschte. Bereits gestern soll in Zürich die Testamentseröffnung stattgefunden haben.


Fest steht: Der Sänger hatte noch viel vor. Ab Februar wollte er die Erfolgstournee „Mitten im Leben“ fortsetzen. Im Juni sollte er beim Formel-1-Rennen in Spielberg die österreichische Bundeshymne vortragen. Red- Bull-Chef Dietrich Mateschitz hatte ihn darum gebeten, er wollte es sich noch überlegen.

Letzter Auftritt


Besondere Bedeutung erlangt nun auch die „Helene Fischer Show“ am 25. Dezember (ORF, ZDF, SRF, 20.15 Uhr). Die jährliche Weihnachtssendung versammelt diesmal Musikgrößen wie Jonas Kaufmann, Peter Maffay, Queen, Take That – und Udo Jürgens. Die Sendung, am 11. und 12. Dezember in Berlin aufgezeichnet, zeigt seinen allerletzten Auftritt. Der Entertainer ist da zweimal zu sehen: als Solist mit „Mein Ziel“ und mit „Was wichtig ist“ im Duett mit Helene Fischer. Mit der 30-Jährigen verband ihn eine ganz besondere Erinnerung: Beim TV-Special „Mitten im Leben“ zu seinem 80. Geburtstag hatte Fischer ihn mit ihrer Interpretation von „Merci Chérie“ zu Tränen gerührt.

UTE BAUMHACKL, CHRISTOPH STEINER