Die Ausrichtung des Eurovision Song Contests durch

den ORF wird allgemein als Erfolg gewertet. Nach dem Finale
Samstagnacht wartet Finanzdirektor Richard Grasl im APA-Gespräch nun
mit einer weiteren guten Nachricht auf: Das Budget für die
Großveranstaltung habe nicht nur gehalten, sondern dürfte sogar
unterschritten werden. Zugleich stärke dieser Erfolg Alexander
Wrabetz als ORF-Chef.

APA: Der ESC als Großevent ist mit dem Finale Samstagnacht
geschlagen. Können Sie schon etwas über das endgültige Budget sagen?

Richard Grasl: Aus heutiger Sicht sieht es so aus, dass wir das
Budget von 15 Millionen Euro sogar unterschreiten können, wenn man
sämtliche finanzielle Faktoren, die den ORF betroffen haben,
zusammenzählt. Der Song Contests wird den ORF in Summe weniger
kosten als geplant.

APA: Um wie viel weniger?

Grasl: Es wird nicht eine Million Euro weniger sein, aber wir
sind aus heutiger Sicht drunter.

APA: Zugleich musste man die Sicherheitskosten doch höher
ansetzen. Wieso konnte der Kostenrahmen jetzt sogar übererfüllt
werden?

Grasl: Die Ausgaben für die Sicherheit lagen tatsächlich höher,
waren aber unabdingbar notwendig. Mit der Sicherheit spielt man
nicht. Aber wir hatten auch höhere Einnahmen - insbesondere im
Kartenverkauf, aber auch bei den Werbeblöcke. Die waren derart stark
nachgefragt, dass wir im Vergleich zu einem normalen Fernsehprogramm
im Mai deutliche Mehreinnahmen hatten. Dadurch liegen wir insgesamt
netto für den ORF besser als geplant.

APA: Wie hoch waren die Einnahmen durch den Kartenverkauf
respektive wie viel teurer konnte man die Werbezeiten absetzen?

Grasl: Wir werden beim Ticketverkauf knapp vier Millionen Euro
erlösen - etwas zwischen 3,8 und 3,9 Millionen, um genau zu sein.
Und bei den Werbeblöcken rechne ich damit, dass wir knapp eine
Million Euro mehr einnehmen, als in dieser Zeit normalerweise
üblich.

APA: Bis wann rechnen Sie mit der offiziellen Endabrechnung der
Veranstaltung?

Grasl: Die momentanen Zahlen sind natürlich ein vorläufiges
Ergebnis, da die endgültige Abrechnung erst noch erfolgt. Derzeit
kommen noch Rechnungen herein, und der Abbau in der Stadthalle läuft
noch. Aus jetziger Sicht traue ich mir aber die Prognose zu, dass
der ESC den ORF weniger gekostet hat. Wir haben übernächste Woche
den Stiftungsrat als Aufsichtsgremium, und da glauben wir, dass wir
schon eine endgültige Abrechnung präsentieren können.

APA: Trotz dieser Zahlen sind Sie als Finanzchef aber froh, dass
der ORF den ESC kein zweites Mal ausrichten muss...

Grasl: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Es war eine tolle
Sache, ihn austragen zu dürfen, zumal er so erfolgreich war. Das ist
für einen Medienmanager immer erfreulich. Für die Finanzen wäre es
kommendes Jahr - nachdem wir auch Fußballeuropameisterschaft und
Olympische Spiele haben - aber sicherlich eine große Herausforderung
gewesen. Aber die Frage hat sich ja bei weitem nicht gestellt.

APA: Wenn man sich die Kommentare nach der Veranstaltung ansieht:
Wer in der ORF-Geschäftsführung profitiert nun mehr von der
erfolgreichen Veranstaltung: Fernsehdirektorin Kathrin Zechner oder
Generaldirektor Alexander Wrabetz?

Grasl: Es war ein sehr erfolgreiches Ereignis, das als Event, als
Show und nun auch finanziell sehr gut geklappt hat. Das ist für die
gesamte ORF-Geschäftsführung und das gesamte Haus ein sehr großer
Erfolg. Da spielt ein Orchester mit 2.500 Musikern, und der Dirigent
ist Alexander Wrabetz, der die wichtigen strategischen
Entscheidungen getroffen hat. Das betrifft auch die
Personalentscheidungen, wie die Frage, wer im Projekt das Sagen
hatte, also etwa Edgar Böhm als Executive Producer oder Pius Strobl
als Event Manager. Es hat einen Dirigenten und viele, viele erste
Geigen gegeben.

APA: Frau Zechner war also eine der ersten Geigen?

Grasl: Selbstverständlich. Sie hat das hervorragend gemacht, das
war beeindruckend. Das gilt aber genauso für Pius Strobl als Event
Manager, Edgar Böhm als Executive Producer und die vielen Helfer,
die nicht in der ersten oder zweiten Reihe standen. Es war ein
toller Erfolg für den gesamten ORF, der gezeigt hat, was das
Unternehmen kann.

APA: Ein weiteres Projekt, das derzeit noch in Schwebe ist,
könnte ein ORF-Frühstücksfernsehen sein. Ist solch ein Vorhaben aus
Ihrer Sicht finanzierbar?

Grasl: Es ist jetzt der Zeitpunkt, wo es ums Konzept geht. Das
wird in den nächsten Wochen vorgelegt, und dann werden die
Entscheidungen fallen. Dass das Geld hierfür nicht über ist, ist
klar. Wir müssten also woanders einsparen. Und daher wird es eine
Prioritätenentscheidung geben müssen, ob das Konzept, das vorliegt,
so gut ist, dass man dafür andere Dinge zurückfährt.

APA: Die Entscheidung hierüber soll noch im ersten Halbjahr
fallen?

Grasl: Wenn man mit einem Frühstücksfernsehen mit Beginn 2016
starten will, muss die Entscheidung sehr zeitnah fallen.