"Viele Spötter meinen, reich an Geist zu sein, und sind nur arm an Takt": Ob Phil Collins dieses Zitat von Georg Christoph Lichtenberg geläufig ist, ist nicht bekannt. Es könnte dem Briten mit der hohen Stirn und den dünnen Lippen aber ein Quell des Trostes sein.

Aktiv im sechsten Jahrzehnt

Der Musiker, der seit Mitte der 1960er-Jahre aktiv und seit 35 Jahren kommerziell sagenhaft erfolgreich ist, galt nie erklärtes Liebkind der Kritiker – trotz allem: Er war als außergewöhnlicher Schlagzeuger und grundsolider Sänger über Jahrzehnte das Rückgrat von Genesis, einem Tyrannosaurus Rex der progressiven Rockmusik. Er fertigte unzählige Hits, die zwar (teilweise) originell wie geschnittenes Brot waren, andererseits aber auch mindestens so eingängig und beliebt. Er spielte amüsante Komödienrollen, gilt als unterhaltsamer Kauz. Kurzum: Während der 1980er-Jahre war es mehr oder weniger unmöglich, der Person und der Produktpalette Phil Collins zu entgehen.

Der König Midas des Kommerzes war allgegenwärtig – und wer versuchte nicht, den mächtigen Rhythmus von „In The Air Tonight“ in der Luft nachzutrommeln? Doch wer die Formel für Triumphe über Jahre in Händen hielt, der gibt auch reichlich Reibefläche her. Collins, der heute 65 Jahre alt wird, gilt als lebender Beweis dafür, dass man nicht wie ein Popstar aussehen muss, um einer zu sein: Ein Allerweltstyp mit Erfolg in aller Welt. In den späteren Jahren war das Leben nicht immer so gut zu Collins. Massive Rückenprobleme verbieten ihm das Schlagwerken, so wie er es einst konnte. Zur dritten Scheidung kamen eine depressive Komponente und zu viel Durst – bis der Künstler 2011 nach einer letzten Genesis-Tournee vier Jahre zuvor zum Star-Pensionisten wurde.

Comeback scheint möglich

Verbittert gab der fünffache Vater den Nachlassverwalter seiner eigenen Karriere, ein häufiges Dasein von Rockstars in ihren 60ern. Gegen eine Wiedervereinigung seiner Stammband hätte Collins nichts – Peter Gabriel, den er ab 1975 am Mikrofon ablöste, scheint darauf aber keinen Gusto zu haben. Allerdings scheint auch ein Comeback auf Solopfaden vorstellbar. Für das Jahr 2016 ist eine Autobiografie denkbar, seine insgesamt acht Solo-Studioalben werden zudem aufpoliert und erweitert vorgelegt. Und auch neues Material scheint nun nach vielen Jahren nicht mehr ausgeschlossen.

Aus Ablaufdaten machte er sich aber offenbar ohnehin nie besonders viel: So enthüllte Collins nun pünktlich zum halbrudnen Geburtstag, wieder mit seiner Ex Orianne Cevey liiert zu sein. "Wir haben beide eingesehen, dass es ein Fehler war, auseinanderzugehen und diesen Fehler haben wir korrigiert" - er sei "sehr glücklich", wieder mit seiner dritten Ehefrau und den beiden gemeinsamen Kindern zusammenzuleben. Fußnote: Für seine Scheidung hatte er immerhin fürstliche 33 Millionen Euro hingeblättert.