Begriffe wie Rockolymp werden oft etwas vorschnell angewandt. Dass die so betitelten Protagonisten aber auch selbst dafür verantwortlich zeichnen können, zeigte am Mittwochabend Dave Grohl mit seinen Foo Fighters in Wien: Der US-Musiker bittet aktuell auf einem tatsächlichen Thron zur Konzertaudienz. Dem kamen 15.800 begeisterte Fans in der Stadthalle gerne nach - trotz eines miserablen Sounds.

Der 46-jährige Grohl, der sich vor mehr als 25 Jahren zunächst als Drummer von Nirvana einen Namen gemacht hat, um nach dem Ableben von Kurt Cobain mit massentauglichem Stadionrock die Welt zu erobern, ist sich seiner Position nur zu bewusst. Ständig mit einem breiten Grinsen ausgestattet, war er auch bei dem seit Wochen ausverkauften Wien-Konzert konstanter Mittelpunkt einer mehr als zweistündigen Show, die alle Schaffenszeiten seiner Band beleuchtete.

"Broken Leg Tour"

Nachdem er sich im Sommer bei einem Festivalauftritt in Schweden das Bein gebrochen hat (natürlich nicht ohne nach kurzzeitigem Krankenhausaufenthalt den Gig zu Ende zu spielen), ist Grohl nun also auf seinen Thron angewiesen: Ein aus Scheinwerfern und Gitarrenhälsen bestehendes Ungetüm, das seit seinem ersten Einsatz Anfang Juli im Internet immer wieder Assoziationen mit dem Eisernen Thron aus der Fantasy-Serie "Game Of Thrones" hervorrief. Nur bricht bei den Foo Fighters kein Streit darüber aus, wer Anspruch darauf hat - hier dreht sich alles um König Dave.

Durchwachsener Sound

Der fackelte mit seinen fünf Mitstreitern - neben den fixen Bandkollegen Nate Mendel, Taylor Hawkins, Chris Shiflett und Pat Smear hat man auf Tour auch Keyboarder Rami Jaffee dabei - von Anfang an ein Hitfeuerwerk ab: Nach dem gellenden Schrei "Are You Ready?" sollte "Everlong" das Konzert eröffnen, folgten dicht gedrängt "Monkey Wrench", "Learn To Fly" und mit "Something From Nothing" die erste Single des letzten Albums "Sonic Highways". Womit man beim Knackpunkt wäre: Wie schon dieses überambitionierte, aber nur mäßig spannende Werk, drohte das Gastspiel im Breitwandsound zu ertrinken. Mehr, mehr, mehr lautete da offenbar die Devise, gab es doch kaum einen nuancierten Aufbau zu vernehmen, sondern fielen Grohl und Co meist mit der Tür ins Haus.

Was insofern sehr schade war, als die Foo Fighters durchaus abwechslungsreiches Songmaterial in petto hatten. Eine reduzierte, der Tour-Crew gewidmete Version von "Big Me" musste da zunächst aber genügen, wenn man sich nach einem Leise-Laut-Spiel sehnte. Dafür hielt es Grohl kaum in seinem Sessel, stand der bärtige Sympathieträger immer wieder auf und ließ sein Haupthaar ordentlich kreisen. Obwohl er seinen Bewegungsdrang trotz fortschreitender Genesung ("Ich konnte gestern zum ersten Mal wieder durch eine Stadt laufen!") noch nicht ganz ausleben durfte, konnte er immerhin mehrmals mit seinem Thron auf einem Steg in die Menschenmassen gleiten.

Dass diese lange auf einen Besuch der Band gewartet hatten, machten sie in jeder Sekunde deutlich: Das energische "My Hero" wurde lauthals mitgesungen, zum wütenden "White Limo" gab es gleich mehrere kleine Pits, wo es ordentlich zur Sache ging, und beim eher selten gespielten "Wheels" hing man an Grohls Lippen. Der wiederum ließ nicht locker, heizte seinem Publikum mit vielen "fucking"- und "yeah"-Anfeuerungsrufen ein, um dann den Applaus über sich regnen zu lassen.

Ominöser Countdown

Die wirklich gute Mannschaft, die er in seinem Rücken hatte, musste man sich leider meist dazudenken. Einzig Hawkins am Schlagzeug durfte bei einer Doppelconference kurzzeitig ins Rampenlicht und schließlich auch "Cold Day In The Sun" und das ziemlich zerfahrene Pink-Floyd-Cover "In The Flesh?" stimmlich verzieren. Ansonsten hieß es schon eher: Dienst nach Vorschrift, wenn der Chef zum nächsten Hit ansetzt. Entsprechend gab es zwar recht hübsch anzusehende Visuals, aber auch die wirkten eher wie ein Bonus und reine Hintergrundanimation für die Grohl-Show.

Nach 20 Songs war dann aber Schluss, wurde "Best Of You" nochmals gebührend gefeiert und gehörig in die Länge gezogen. Davor kündigte der Frontmann eine längere Live-Pause seiner Band an und murmelte etwas leicht Kryptisches bezüglich der Rückkehr. Ob das mit dem ominösen Countdown auf der Webseite der Foo Fighters, der derzeit noch etwas mehr als zehn Tage läuft, zu tun hat, sei einmal dahingestellt. Genau beobachtet werden die Taten von Grohl und seinen Kollegen ohnedies, das wurde von den Fans ohrenbetäubend klar gestellt.