Noch vor den ersten Konzerten hatte er seinen großen Auftritt: Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) beehrte einmal mehr das Donauinselfest und brach auch im Wahljahr nicht mit Gewohnheiten. Schon am frühen Nachmittag, als das Eiland noch ziemlich verwaist war, drehte der Stadtchef seine Runde. Um 16.30 Uhr eröffnete er per Videobotschaft offiziell das dreitägige Open-Air-Fest.

Er wolle die Politik am Inselfest beiseitelassen und sich mit Freunden gut unterhalten, beteuerte Häupl bei seiner Stippvisite. Party statt Wahlkampf, so die Botschaft. Ein bisschen Aktionismus geht aber immer: Also wurde der Stadt-Chef - bei traumhaftem Sommerwetter leger im tiefroten Lacoste-Polo - vor einen Pulk von Genossen postiert, die riesige Buchstaben in die Höhe reckten und so den aktuellen SPÖ-Slogan "Für Wien brauchst a G'spür" zusammensetzten. Mit der Selfie-Stange hantierend, hielt der Bürgermeister den Moment für die Ewigkeit fest.

Doch ein wenig Wahlkampf

Dann ging es zur nahegelegenen Arbeitswelt-Insel, wo diverse Magistratsabteilungen - von Stadtgärten über Gewässer bis Müllabfuhr - dem Volk ihre Leistungen vermitteln wollen. Häupl schüttelte routiniert Hände, ließ sich fotografieren und erprobte sich als Fußballer bei einer Schießwand. Zwischendurch blieb Zeit für Wangenbussis für Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und Umweltstadträtin Ulli Sima, die sich in ein "Häupl passt mir"-Shirt gewandet hatte.

Häupl schaute auch Kindern beim Basteln über die Schulter. Die jungen Insulaner waren ob des prominenten Besuchers zuweilen aber etwas ratlos. SP-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler gab Nachhilfe: "Das ist der Bürgermeister von Wien."

Von Nazar bis DJ Ötzi

Für Konzertbesuche hat Häupl heute Abend übrigens keine Zeit. In seinem Terminplan steht nämlich ein Besuch bei der Fete Imperiale, dem Sommerball der Spanischen Hofreitschule. Verzichten muss der Stadtchef daher u.a. auf die heimischen Rapper Skero und Nazar auf der FM4-Bühne, den britischen R&B-Star Taio Cruz auf der Hauptbühne, Kabarett-Urgestein Lukas Resetarits im Ö1-Zelt oder Hüttenhits-Lieferant DJ Ötzi auf der Oldies- und Schlagerbühne. Letzteren klassifizierte der Bürgermeister heute übrigens als "sehr lustigen Burschen".

Morgen, Samstag, wird Häupl erneut die Insel besuchen. Die musikalischen Auftritten dürften auch dann nicht oberste Priorität haben: "Aus dem Fan-Alter bin ich heraus." Aber grundsätzlich sei schon einiges nach seinem Geschmack dabei. "Von der Christl Stürmer (sie spielt am Sonntag, Anm.) bis zur Anastacia ist das sowieso alles großartig."