Mit ihrem letzten Album "Schall & Wahn" konnte die norddeutsche Rockband Tocotronic die Spitzen der deutschen Albumcharts erklimmen. Mächtig große Fußstapfen, in die die neue Platte nun reinzusteigen im Begriff ist. Ganze 17 Nummern umfasst das gute Stück, das mit ihrem langjährigen Produzenten, Moses Schneider, in den "Candy Bomber Studios" aufgenommen wurde. Laut Universal soll es übrigens nicht länger als zehn Tage gedauert haben, die Texte zu schreiben.

Etwas Neues (Altes) haben die Rocker aus Hamburg mit dabei: eine Tonbandmaschine von telefunken. Das Kuriose an diesem Gerät ist, dass es seit den späten Sechzigerjahren (!) nicht mehr verwendet wird. Die Folge sind etwas verwaschene Beats und ein leichtes Gefühl von Echo und Hall, wenn man ganz genau hinhört. Wirklich spürbar ist dieser Effekt aber lediglich bei ordentlicher Lautstärke und einem feinen Wiedergabegerät.

"Vulgäre Verse" und "Revolte im Körper"

Themenmäßig stand bei "Wie wir leben wollen" der Körper und die Befreiung im Vordergrund. Wie es für Tocotronic üblich ist, muss man bei so manchem Song zwei oder gar drei Mal hinhören, bis verstanden wird, worum es denn eigentlich geht. Musik zum Nachdenken eben. "20 Jahre sind eine lange Zeit, doch sollte man nicht kleinlich sein. Doch als lebender Leichnam glaubt man daran: The Show must go on", klingt der Titel "Vulgäre Verse" ein Stück weit ausgebrannt. Für den neutralen Beobachter fehlt es vielleicht an einer massentauglicheren Nummer der Marke "Hi Freaks" oder "Kapitulation", der eingefleischte Tocotronic-Fan wird aber trotzdem seine Freude an diesem verspäteten Weihnachtsgeschenk haben. Denn auch nach 20 Jahren gilt bereits Erwähntes: The show must go on. Am 7. April 2013 sind die Hamburger übrigens im Grazer Orpheum zu Gast.