Ivory Parkers Mundwerk hat vier Mal den Staatsmeistertitel geholt. Der 25-Jährige sitzt im Augarten und beatboxt. Es schnaubt, es wummert, es bebt, vibriert, groovt und zischt. Es musiziert - nur ohne Instrumente. Radfahrer bleiben stehen, zwei Fußgänger stolpern fast. Beatboxen ist: eine Überraschungstüte.

Wie würden Sie Lesern, die das gerade nicht hören konnten, erklären, was denn Beatboxen eigentlich ist?

IVORY PARKER: Es ist die Kunst, mehrere Instrumente gleichzeitig nachahmen zu können. Was wir machen, ist für viele unfassbar. Das Publikum ist heterogen: Da kommt der 55-jährige Pensionist zusehen, es gefällt Hip-Hoppern genauso wie Electro-Heads.

Woran liegt das?

PARKER: Es hat den Effekt von Zaubern. Niemand weiß genau, wie das funktioniert. Das ist die Faszination. Und es gibt kaum Genre-Grenzen. Ich habe schon mit Opernsängern, Jazzmusikern oder fürs Theater gearbeitet, oder einmal - ganz schräg - bei einem Vocal-Event in der Pause mit den Global Krynern gejammt.

Was imitieren Sie am liebsten?

PARKER: Elektronische Musik, das ist am schwierigsten. Der Sound von Skrillex mit der hohen Dichte an Synthesizern zum Beispiel. Das ist ein Ansporn. Ich bin offen für alles und jedes Genre.

Welche Körperteile produzieren beim Beatboxen den Sound?

PARKER: Ach, das sind viele: der Hals, das Zwerchfell, die Lippen, die Zunge - eigentlich jeder Sound, den man mit dem Körper machen kann, ohne dabei seine Hände zu verwenden. Einer arbeitet sogar mit seinen Zähnen.

Muss man dafür auch den ganzen Körper aufwärmen?

PARKER: Nein, wir wärmen uns nie auf. Wir machen das aus dem Stegreif. Das ist wesentlich für eine Battle wie "Emperor of Mic".

Wie läuft so eine Battle ab?

PARKER: Wir haben acht internationale Beatboxer geladen. Uns war es wichtig, dass es international ist, denn es gibt weltweit nur zwei andere internationale Battles: die WM und eine in Basel. Es funktioniert nach einem K.o.-System. Zuerst der eine für 90 Sekunden, dann die Antwort des anderen, dann beide noch einmal. Danach erst entscheidet die Jury.

Wer sitzt in Graz in der Jury?

PARKER: Die zwei Gewinner unserer bisherigen zwei Battles, die Weltmeister von 2009 und 2012, ein Schiedsrichter und ich. Es ist wichtig, dass echte Beatboxer drinnen sitzen. Das Zuckerl bei uns: Wer hier einmal gewinnt, wird auf Lebenszeit zu uns eingeladen: zur Battle und für eine Woche Hotel Erzherzog Johann. Die heimische Szene ist echt gut. Gestartet hat es in den USA, mittlerweile sitzt die Weltklasse aber hier in Europa.

Spielen Sie Musikinstrumente?

PARKER: Ich? Nein! Ich kann nicht einmal Noten lesen. Aber ich habe ein sehr gutes Gehör.

In welche Bandprojekte sind Sie involviert?

PARKER: Da wäre einmal die "Massive Beats Crew", das schräge Projekt der "Uptown Monotones", wo wir, so viel darf ich verraten, in "Die große Chance" im ORF mit dabei sind (Anmerkung: Ausstrahlung: 21.9.) Dann "Millions of Dreads" und mein Soloprojekt neXor. Als DJ beatboxe ich auch. Und im September erscheint ein Album. Mit 25 zähle ich schon zu den Älteren. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird Beatboxen explodieren.

Beatboxen ist im Hip-Hop verankert. Braucht es die Posen auch?

PARKER: Nein! Ganz im Gegenteil. Das Gepose von Hip-Hop gilt im Beatboxen als voll uncool.

Was läuft derzeit auf Ihrem MP3-Player?

PARKER: Uih, das ist schwer! Jetzt muss ich als DJ gute Tipps abgeben. Also: Dann sage ich die Acts "Liquid Stranger", "Die Antwoord" oder "Feed me." Sachen, mit denen es abgeht.