15.15 Uhr. Und so geht es am Samstag weiter

Morgen wird wieder ab 10 Uhr gelesen und diskutiert. Den Auftakt macht Jürg Halter, es folgt um 11 Uhr die Klagenfurterin Anna Baar, um 12 Uhr Teresa Präauer und um 13 Uhr Dana Grigorcea.

15.10 Uhr. Fazit nach dem zweiten Tag

Preisverdächtig sind bisher: Valerie Fritsch, Nora Gomringer und Monique Schwitter. Die Juroren haben sich gut "eindiskutiert" und pflegen auch den höflichen Schlagabtausch, sind immer nah am Text und argumentieren trotzdem pointiert. Hier sei nochmals auf die Abstimmung über die beste Jurorin/den besten Juror auf literaturcafe.de verwiesen.

15.07 Uhr. Kein Text

Der Text von Ronja von Rönne ist noch immer nicht online. Kein Videoporträt, kein Text?

14.50 Uhr. Die Diskussion

Meike Feßmann: "Das ist ein Text, der Pose ist." Sie findet das amüsant und gleichzeitig ärgerlich, denn es ist "gnadenlos banal und einfach gestrickt." Hubert Winkels hat sie eingeladen und "mag den Text sehr". Die "Pose oder das sich nicht zurechtfinden in einer Welt, in der alles vorgemodelt ist, ist das, was der Text bearbeitet." "Der Text lehrt mich viel über existentielle Befindlichkeit und die Art, wie man sich gegen das Überangebot wappnet." Und: "Von seinen unmittelbaren Berührungsgehalt ist der Text sehr stark." Hildegard Keller hat einen Text gehört, in dem eine Ich-Erzählerin durch eine Stadt des 21. Jahrhunderts flaniert." Die Protagonistin sei blasiert, eitel, aggressiv und überzeuge als Figur. Klaus Kastberger vergibt den 1. Preis für den besten ersten Satz an Ronja von Rönne, der da lautet: "Ich wache auf und mir ist schlecht."

Und noch eine Warnung von Kastberger: "Wenn man nach dem Sinn des Lebens sucht, soll man nicht nach Karlsruhe fahren."

14.45 Uhr. Der Text

Eine 22-jährig Ich-Erzählerin in einem Hotel in Karlsruhe. Erst schafft sie es nicht aus dem Zimmer, weil ihr übel ist, dann geht sie doch hinaus, weil das nur in Syrien keine gute Idee ist und sie Dinge erledigen muss. Und auf ihrer To-Do-List steht für diesen Tag "Hassen".

14.30 Uhr. Ronja von Rönne

Ronja von Rönne beschließt den heutigen Lesetag
Ronja von Rönne beschließt den heutigen Lesetag © (c) ORF (Puch Johannes)

Nun folgt eine Autorin, die im deutschen Feuilleton im Frühjahr für Aufregung gesorgt hat. In einem Artikel für die "Welt" hat sie geschrieben, dass der Feminismus sie anekle. Ein Shitstorm im Internet folgte. Ronja von Rönne wurde 1992 in Berlin geboren und lebt in Berlin und Grassau. Sie liest auf Einladung von Hubert Winkels. Sie ist die einzige Autorin, von der es kein Videoporträt gibt.

14.16 Uhr. Zum Nachhören

Am 6. Juli gibt es ab 20.04 Uhr in Radio Kärnten eine "Lange Nacht der Literatur". Es geht um Gewinner und Verlierer, um Trends und um die Bewertung des Bewerbs.  Michaela Monschein begrüßt als Gäste im Studio ORF-Kärnten-Chefin Karin Bernhard, Landeshauptmann Peter Kaiser, Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz und Bachmann-Preis-Organisator Horst Ebner.

14.05 Uhr. Die Diskussion

Die Juroren am ersten Lesetag
Die Juroren am ersten Lesetag © (c) ORF (Puch Johannes)

Sandra Kegel: "Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte" - bzw. eigentlich viele Dreiecksgeschichten. Also: "Jemand fällt aus der Gegenwart heraus und wird ausgetauscht gegen jemanden anderen." Was sie fasziniert ist das "Körperliche" an dem Text. Klaus Kastberger hat normalerweise nicht gerne viele Namen im Text, aber hier habe es ihn "überhaupt nicht gestört". Er findet den Text "glänzend", der ein "Wucherungsprinzip" habe. Die Geschichten seien "total schräg, aber nicht so schräg, dass sie umfallen könnten, sondern grad richtig schräg." Hubert Winkels mag den Text "auch ganz spontan sehr gut". Stefan Gmünder sieht einen "Text voller Positionen und Positionierungen", ihm hat der Text auch sehr gut gefallen. Hildegard Keller, die Monique Schwitter eingeladen hat, freut sich naturgemäß über die Begeisterung. Klaus Kastberger findet hier einen "Mikro-Bonsai-Barock" und wäre dieser Text ein Gegenstand, würde er ihn sich kaufen und auf den Schreibtisch stellen.

Kann man übrigens ab Herbst: Da erscheint ihr neuer Roman "Eins im Andern".

13.44 Uhr. Der Text

Eine Esche, unter der acht Personen begraben werden sollen. Julika hat den Baum gemietet, als Partnergrab. Ihr Mann ruht bereits dort, ihr jetziger Partner Achim soll ebenso wie sie folgen - und dessen demente Frau. Und eventuell auch sein Sohn Nathanael. Der fährt mit seiner besten Freundin hin, um sich die Grabstelle anzuschauen. Wie er überhaupt wichtig im Leben seiner Freundin und deren Kinder ist.

13.30 Uhr Monique Schwitter

Nach der Mittagspause am Wort: Monique Schwitter, Schauspielerin und Autorin
Nach der Mittagspause am Wort: Monique Schwitter, Schauspielerin und Autorin © (c) ORF (Puch Johannes)

Die Züricherin Monique Schwitter (geb. 1972) ist ausgebildete Schauspielerin und war unter anderem am Schauspielhaus Graz engagiert. Seit 2010 ist sie freie Autorin. Schreibt Romane, Erzählungen, Theaterstücke. In ihrem Videoporträt sieht man sie mit einer Flinte durch einen Wald mit ausgestopften Tieren gehen. Zum Video geht es hier. Und zum Text hier.

13.25 Uhr. Gesangseinlage

Sehr cool: Fritz Ostermayer (FM4) und Oliver Welter (Naked Lunch) sind gemeinsam "The Very Pleasure". Und haben gerade vom Schnaps, der aus der Flasche kommt, gesungen. Im Garten des ORF-Theaters und live in 3sat.

Oliver Welter und Fritz Ostermayer sind
Oliver Welter und Fritz Ostermayer sind "The Very Pleasure" © Monschein

13.20 Uhr. Kärnten im Bild

3sat zeigt in den Pausen viel Kärnten. Gestern unter anderem das Musilmuseum mit dem Arbeitszimmer von Christine Lavant, jetzt gerade ist das Pankratium Gmünd im Bild. Und das ist mit seinen Klanginstallationen immer eine Reise wert.

13 Uhr. Netzwerken

Bevor es um 13.30 Uhr mit Monique Schwitter, die übrigens unter anderem am Schauspielhaus Graz engagiert war, weitergeht, wird reihum gegessen und genetzwert. Denn das ist ja das Tolle am Bachmann-Preis: Autoren, Verleger, Lektoren, Literaturagenten, Vertreter von Literaturzeitschriften, Journalisten - der gesamte Literaturtrott schaut vorbei und tauscht sich aus. Unterwegs ist er auch heuer wieder per Rad (die kann man ebenso wie Zimmer über das Büro Bachmann mieten) und mit der traditionellen Bachmann-Tasche. Früher war sie bunt, seit dem Vorjahr ist sie in elegantem Weiß, nur die Farbe der Aufschrift wechselt. Im Vorjahr war es rot, heuer türkis.

Und so schaut heuer die Bachmann-Tasche aus. Für 28 Euro kann man sie auch kaufen
Und so schaut heuer die Bachmann-Tasche aus. Für 28 Euro kann man sie auch kaufen © (c) Kleine Zeitung Helmuth Weichselb (Weichselbraun Helmuth Weixxx Helmuth Weichselbraun / Kleine Z)

12.20 Uhr. Die Diskussion

Juri Steiner hat Adam und Eva bisher nicht besonders interessant gefunden. Aber dass die Story so gut ist und auch mit "meiner zeitgenössischen Existenz etwas zu tun hat, das wusste ich nicht". Steiner haben die Jagdszenen so gut gefallen, weil da alles passiert, was die Menschheit ausmacht, alle Skrupel, Ängste, Hoffnungen. Und außerdem gefällt ihm, dass ausgerechnet Eva dann das Reh töten musste.

Meike Feßmann sieht eine Parabel, in der die Menschheitsgeschichte durchdekliniert wird. Sie fand Witz in dem Text, findet die "Sprache der Bibel aber doch insgesamt interessanter als diese Nacherzählung." Hildegard Keller erinnert an das erste Töten in einer Bibel, nämlich die Urgeschichte von Kain und Abel. Im Text von Krohn allerdings sei die "vegane" Variante, die erste Tötung betrifft ein Tier. Der Text erinnere sie aber an Kinderbücher, viele Dialoge würden den Text schwerfällig und gleichzeitig putzig machen. Sandra Kegel: "Das ist ein veganer Ursprungstext. Sozusagen die Veganisis."

Sie hätte sich aber gewünscht, dass diese Welt sich neu erfindet und von unserer unterscheidet. Klaus Kastberger meint, Adam und Eva haben ja eigentlich vom Baum der Erkenntnis gegessen und "sehr viel hat es ihnen in dem Text nicht gebracht." Auch er sieht hier eher eine Art "Kinderbuch", das er seinem 8-jährigen Kind vorlesen würde. Für Stefan Gmünder war die lebendigste Figur des Textes das "sterbende Reh".

12.10 Uhr. Der Text

Adam und Eva, der Auszug aus dem Paradies, der Bau einer Hütte, der Zwang, sich selbst zu ernähren, das Jagen eines Rehs, der Weg zu einem selbstbestimmten Leben.

12 Uhr. Tim Krohn

Der dritte Kandidat des Tages: Tim Krohn
Der dritte Kandidat des Tages: Tim Krohn © (c) ORF (Rolf Canal)

Tim Krohn wurde 1965 in Nordrhein-Westfalen nominiert und lebt im Val Müstair (Schweiz). Nominiert wurde der Autor, der mehrere Romane und Theaterstücke geschrieben hat, von Juri Steiner. Das Videoporträt, in dem erstmals auch Persönliches vorkommt (Frau, zwei Kinder, warum er am Land lebt), gibt es hier. Kroh liest einen Auszug aus "Zum Paradies", nachzulesen hier.

11.35 Uhr. Die Diskussion

Meike Feßmann findet den Text "ergebnislos. Aber das ist wohl der Sinn der Übung." Aber es wird wohl nicht ihr Lieblingstext werden. Sandra Kegel findet, die "Demütigungsstrukturen sind alle solche, die ich schon kenne." Stefan Gmünder hat den Text am Anfang "sehr gerne gelesen", aber der Text beginne unter der Bedeutung, die er aufbaut, zu "leiden". Hubert Winkels sieht darin eine "Choreografie der Körperteile", "wir sind in einer Zombie-Zone".

Klaus Kastberger, der die Autorin nominiert hat, erinnert an die Gattung, ein "Manifest". Das sei eine direkte Art des Sprechens, habe eine politische Aussage - eine allegorische Lesart könne es daher nicht geben. Er habe das Publikum beobachtet und das sei "schon angekommen". Der Text schaffe "diese unglaublich beklemmende Situationen". Für Hildegard Keller hat der Text nur "eine Seite lang" funktioniert. Juri Steiner will auch über diesen Text "etwas Gutes" sagen.

11.32 Uhr. literaturcafe.de sucht besten Juror

Wie schon im Vorjahr kann man via literaturcafe.de über die beste Jurorin/den besten Juror abstimmen. Im Vorjahr hat übrigens Daniela Strigl die Wahl gewonnen. Zur Abstimmung geht es hier. Der undotierte Preis wird am Sonntag übergeben.

11.30 Uhr. Der Text

Scharfschützen in Kirschbäumen. Sie essen Kirschen. Sie werfen mit Kirschen. Sie schießen. Sie demütigen Menschen. Viele Tote.

11.10 Uhr. Der Empfang der Bürgermeisterin

Gestern gab es übrigens im Loretto den Empfang der Bürgermeisterin samt Nudel-Buffet. Wer heute Abend nichts vorhat - im Lendhafen legen ab 19 Uhr Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz sowie DJane Commander Venus "rare Singles" unter dem Motto "Evergreens of Psychoterror".

Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (2.v. l.) lud zum Empfang
Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (2.v. l.) lud zum Empfang © Stadtpresse

11 Uhr. Falkner

Nun folgt Falkner, die eines ihrer Manifeste lesen wird
Nun folgt Falkner, die eines ihrer Manifeste lesen wird © (c) ORF (Puch Johannes)

Und schon geht es mit der nächsten Österreicherin weiter. Falkner (geboren 1970 als Michaela Falkner) arbeitet und lebt in Wien. Sie verfasst "Manifeste" in mittlerweile 49 Teilen. Das minimalistische Videoportät der Autorin, in dem die Kamera in einem Stadion über Stiegen schweift, finden Sie hier. Und ihren Text hier.

11 Uhr. Die Jury.

Aha, jetzt wird aber wirklich sehr lebhaft diskutiert. Klaus Kastberger meint sogar, wenn er jemals ein Buch schreibt, dann würde er sich wünschen, dass Juri Steiner es renzensiert. Und zwar - sehr vereinfacht gesagt - weil Juri Steiner immer etwas Positives findet.

10.45 Uhr. Die Diskussion

Meike Feßmann sieht eine "Männerphantasie", die "letzten Fünkchen Hoffnung verglühen am Horizont". Ein abwesender Vater spiele eine große Rolle. Was sie stört, ist die Tatsache, dass da einerseits in die "Figur hineingekrochen wird" und andererseits ein auktorialer Erzähler die Figur wieder "eingrenzt". Stefan Gmünder sieht das "ganz anders", er sieht darin die "Allmachtsphantasien" und die "Ohnmacht". Für ihn ein sehr "zeitgenössischer Text". Klaus Kastberger hat das Gefühl, da liegt ein "riesig großer Haufen voller Floskel". "Ich hatte das Gefühl, wir müssen die Arbeit des Autors übernehmen, um damit etwas anzufangen."

Juryvorsitzender Hubert Winkels will "mit etwas Positivem anfangen": Er findet die Motivationsanalyse für die Tat "subtil gebaut". Allerdings würde der Autor die "Erzählhaltung nicht in den Griff kriegen". Hildegard Keller  findet, dass in dem Text "vieles schief" ist. Stefan Gmünder sieht ein "Psychogramm eines Typen, mit dem man nicht unbedingt 18 Stunden im Fahrstuhl eingeperrt sein möchte". Das sei kein Nobelpreisträger und kein Ministrant, und das "gefällt mir sehr gut".

10.30 Uhr. Der Text

Ein Spieler mit Wettschulden, der in eine Wohnung mit zwei alten Menschen einsteigen will. Eine tote Großmutter. Menschen, die im Müll wühlen - Rumänen, Albaner, Bulgaren? Peter Truschner hat bereits im Vorfeld angekündigt, dass er die reale Welt in seinen Text holen will.

Schließlich hat er lange in Bangkok an den Rändern der Gesellschaft recherchiert, das dazugehörige Foto-/Textbuch "Bangkok Struggle" erscheint im Herbst und soll den täglichen Kampf ums Überleben in Bangkok zeigen. Außerdem wird es dazu im November eine Ausstellung mit den Fotos im Museum Moderner Kunst Kärnten geben.

10.25 Uhr. Christine Lavant

Christine Lavant, die große Kärntner Dichterin
Christine Lavant, die große Kärntner Dichterin © Kärntner Literaturarchiv

So viel Zeit muss zwischendurch sein: Am morgigen Samstag hätte Christine Lavant ihren 100. Geburtstag gefeiert. Auch auf dem ORF-Gelände wird auf die große Lavanttalerin verwiesen: Unter anderem mit einer Ö1-Hörstation, wo man Sendungen zu Lavant nachlesen kann. Außerdem sind unter anderem ihr "Kind" im Wallstein-Verlag erschienen - ein toller Buchtipp!

10.15 Uhr. Der Text ist da

Na bitte, heute geht es definitv flotter: Der Text von Peter Truschner trägt den Titel "RTL-Reptil" und kann schon online nachgelesen werden, und zwar hier.

10.05 Uhr. Es geht los

Und schon überträgt 3sat wieder und fasst erst einmal die Lesungen von gestern zusammen. Wer´s versäumt hat: Vor allem Valerie Fritsch hat viel Lob bekommen - sie gilt derzeit als eine Favoritin für einen Preis. Heuer werden ja vier anstelle von fünf vergeben. Und zwar der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis, der Kelag-Preis (10.000 Euro), der Ernst-Willner-Preis (5.000 Euro, gestiftet von 3sat) und der BKS-Publikumspreis (7.000 Euro). Für den Publikumspreis kann man bereits abstimmen, und zwar unter anderem hier.

9.35 Uhr. Und das Haus ist wieder voll

Liest heute als Erster: Peter Truschner
Liest heute als Erster: Peter Truschner © (c) ORF (Puch Johannes)

Schlange vor dem ORF-Theater. Liegt es daran, dass Peter Truschner eröffnet? Der Kärntner, der seit 1999 in Berlin lebt, hat bereits die Romane "Schlangenkind", "Die Träumer" und "Das fünfunddreißigste Jahr" veröffentlicht. Neugierig kann man auf sein Video sein, das erst sehr spät online gegangen ist - nachschauen kann man es hier.