"Die Buchstaben beißen. Die Worte wehren sich. Schöne Sätze tragen nun einmal Dornen." Mit diesen Worten leitete Peter Wawerzinek seine "Klagenfurter Rede" ein, mit der traditionellerweise die "Tage der deutschsprachigen Literatur" eröffnet werden. Der Bachmann-Preisträger 2010 erzählte unter dem Titel "Tinte kleckst nun einmal" davon,  dass er "die Welt der Literatur auf österreichischem Boden" erblickte: Vor 25 Jahren trat er erstmals zum Wettlesen in Klagenfurt an.

Peter Wawerzinek bei seiner
Peter Wawerzinek bei seiner "Klagenfurter Rede" © (c) Kleine Zeitung/Weichselbraun

Schon zu Beginn der Rede bekannte er: "Geradezu, aufrecht, kühn und mutig nenne ich hier und heute Österreich meine Heimat, Klagenfurt meine Geburtsstadt, obwohl die wahre Geburtsstadt Rostock ist. Und obendrein bin ich zurzeit auch Stadtschreiber in Magdeburg. Dennoch, ich betrat die Welt der Literatur auf österreichischem Boden, erblickte in Klagenfurt das literarische Licht. Durch meinen inneren Zwillingsbruder bin ich irgendwie Österreicher geworden." Nachlesen kann man die "Klagenfurter Rede" bereits in Buchform: Die Edition Meerauge hat sie in erweiterter Form und mit Zeichnungen des Autors versehen auf den Markt gebracht ("Tinte kleckst nun einmal". Edition Meerauge, 56 Seiten, 9.90 Euro).

Härtere Tage

Zuvor waren die Veranstalter und Sponsoren zu Wort gekommen. "Es kommen härtere Tage" - diese Zeile aus Ingeborg Bachmanns Gedicht "Die gestundete Zeit" stand als eine Art Motto über die Eröffnung der 39. "Tage der deutschsprachigen Literatur". Zitiert wurde sie von ORF-Kärnten-Chefin Karin Bernhard, die daran erinnerte, dass die härteren Tage "vor zwei Jahren begannen, als der gesamte Bewerb auf der Kippe stand." Aber, so Bernhard: "Gemeinsam mit 3sat haben wir es geschafft, wieder hier im ORF-Theater zu stehen." Das Land erlebe eine schwere Finanzkrise, alle müssten sparen: "Die Feste rund um den Bachmann-Preis werden bescheiden ausfallen. Aber ich nehme an, wir können auf die opulenten Feste verzichten. Dafür sorgen wir für die Live-Übertragung von Literatur. Wir sorgen dafür, dass Literatur hier Öffentlichkeit bekommt. Und das ist das Unverzichtbare." 

Grundnahrungsmittel

Auch Moderator Christian Ankowitsch meinte in seinen Eröffnungsworten: "Alle, die den Bachmann-Preis unterstützen, beweisen etwas Existentielles, nämlich dass Kultur und Literatur unverzichtbare Grundnahrungsmittel von Geistesmenschen." Ein klares Bekenntnis zum Bachmann-Preis kam von Maria-Luise Mathiaschitz, Bürgermeisterin von Klagenfurt, die "absolut hinter dem Bachmann-Preis steht". Auch Reinhard Scolik (3sat) betonte: "Wir sind stolz darauf, heuer wieder dabei zu sein. Denn Menschen beim Lesen zuzuhören sei ein "Luxus und ein Genuss, den wir uns leisten sollten."

Zu Wort kamen auch die Sponsoren, die dem Bachmann-Preis seit Jahren treu sind. BKS-Bank-Chefin Herta Stockbauer betonte, dass der Bachmann-Preis für die Bank wichtig sei, weil "wir der Gesellschaft auch etwas zurückgeben wollen." Werner Pietsch von der Kelag erklärte: "Literatur hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir machen auch eine literarische Lesereihe im Musilhaus sowie den Jugend-Bachmann-Preis und den Schulhaus-Roman." Julius Meinl, im Vorjahr erstmals Koooperationspartner, sei heuer wieder mit im Boot, denn der Bewerb "passt perfekt zu unserer Marke", so Marketingleiter Jürgen Ellensohn. Und er kündigte an, dass der Kaffee während der Bachmann-Tage mit Poesie bezahlt werden kann.

Volles Haus für die Literatur - das ORF-Theater bei der Eröffnung
Volles Haus für die Literatur - das ORF-Theater bei der Eröffnung © (c) Kleine Zeitung/Weichselbraun

Neuer Jury-Vorsitzender

Vor der Auslosung der Lesereihenfolge kam dann noch der neue Jury-Vorsitzende Hubert Winkels zu Wort, der heuer bereits zum 21. Mal mit dabei ist. Wichtig war ihm bei der Zusage, wie er im Interview mit der Kleinen Zeitung betonte, dass die Juroren die Autorentexte im Vorfeld weiterhin - und im Gegensatz zu früheren Zeiten - kennen. "Die Konzentration der Juroren auf die Texte ist viel höher geworden, der Respekt vor dem Text ist höher geworden", so Winkels bei der Eröffnung.

Neuerungen

Auch ein paar Neuerungen gibt es heuer: Neben einem neuen Jury-Vorsitzenden gibt es auch erstmals ein Bühnenbild, das vom ORF selbst gestaltet wurde. Klaus Wachschütz bezieht sich dabei auf die vielzitierte Angst des Autors vor dem weißen Blatt Papier. Oder, wie Christian Ankowitsch sagte: "Das Sitzen vor einer weißen Fläche, die gefüllt werden soll." Außerdem kann man heuer für den BKS-Bank-Publikumspreis bereits ab Donnerstag (bis Samstag, 15 Uhr) abstimmen.