"Katzentisch" von Michael Ondaatje ist Wiens Gratisbuch 2016

Die Wiener Gratisbuch-Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" bringt heuer ab 15. November Michael Ondaatjes autobiografisch gefärbten Roman "Katzentisch" unter die Wiener. Zur 15. Auflage der Aktion werden auch heuer wieder 100.000 Bücher in der ganzen Stadt kostenlos verteilt.

Der 2012 auf Deutsch erschienene "Katzentisch" vom Autor des Erfolgsromans "Der englische Patient" beschäftigt sich mit den Themen Heimat und Migration. Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigte sich erfreut über die Auswahl des Buches: "Literatur ist nicht nur ein wichtiges Kulturgut: sie hilft auch, andere zu verstehen und sich in Menschen hineinzuversetzen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für den gegenseitigen Respekt, der in diesen Zeiten enorm wichtig ist", so das Stadtoberhaupt laut Unterlagen.

Echo Medienhaus-Geschäftsführer Christian Pöttler lobte das Buch, "das neue Sichtweisen öffnet und eine Geschichte erzählt, die tagtäglich Realität ist". "Katzentisch" beschreibt die abenteuerliche Reise eines Elfjährigen auf einem Ozeandampfer in den 1950er-Jahren. Michael verlässt die tropische Heimat Sri Lanka, um im fernen London die Schule zu besuchen. Bald schließt er sich einer Jugendbande an, die permanent neue Streiche ausheckt. "Daneben erleben die Leser zahlreiche Schicksale der höchst multikulturellen Passagiere im Abenteuerroman für Erwachsene, in dem es auch um mysteriöse Weissagungen, Gaunereien, Liebe und eine Geiselnahme geht", heißt es in der Ankündigung.

Der kanadische Schriftsteller Ondaatje wurde 1943 in Colombo (Sri Lanka) geboren, zog 1954 mit seiner Mutter nach London und 1962 weiter nach Kanada. Zu seinen größten Erfolgen zählt "Der englische Patient"; das Buch wurde mit dem Booker Prize ausgezeichnet und 1996 von Anthony Minghella mit u.a. Ralph Fiennes und Juliette Binoche verfilmt und mit neun Oscars ausgezeichnet. Zu den bisherigen Büchern der Gratisbuch-Aktion zählen "Eine Hand voller Sterne" von Rafik Schami, "América" von T.C. Boyle, "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda sowie "Sofies Welt" von Jostein Gaarder. www.einestadteinbuch.at

Flandern und Niederlande: Doppel-Gastland auf Frankfurter Buchmesse

Zwei Länder, eine Sprache: Flandern und die Niederlande sind Ehrengast der Buchmesse 2016. In Frankfurt zeigen sie, "was wir teilen": Mit einem Pavillon für entspannte Ausflüge in virtuelle Realitäten und einer rekordverdächtigen Zahl von Neuerscheinungen.

Mit hunderten neuen Büchern, 70 Autoren und einem multimedialen Pavillon präsentieren sich Flandern und die Niederlande im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse. Der Sprachraum ist nach 1993 bereits zum zweiten Mal Ehrengast der weltgrößten Bücherschau. Der Gastlandauftritt steht unter dem Motto "Dies ist, was wir teilen". Man teile eine gemeinsame Sprache, Geschichte und Kultur, sagte der künstlerische Leiter, Bart Moeyaert, am Dienstag bei der Vorstellung des Gastlandauftritts in Frankfurt.

Bis zur Buchmesse (19. bis 23. Oktober) würden rund 250 literarische Neuerscheinungen ins Deutsche übersetzt, berichtete Projektleiter Bas Pauw; normalerweise seien es pro Jahr zwischen 80 und 90 Titel. Zusammen mit den Büchern über das Doppel-Gastland lägen schon heute 376 Neuerscheinungen in 132 deutschen Verlagen vor. "Noch nie wurden in einem Jahr so viele Titel neu ins Deutsche übersetzt", sagte Pauw.

Um sie vorzustellen, haben die Organisatoren 400 Veranstaltungen geplant, die meisten finden bereits vor der Buchmesse und in ganz Deutschland statt. "Wir wollen vor allem junge Autoren und neue Literaturformen präsentieren", sagte die Koordinatorin des literarischen Programms, Judith Uyterlinde. Die Eröffnungsrede hält der niederländische Autor Arnon Grünberg.

Der Gastland-Pavillon werde "eher ein Erlebnisraum als ein Bauwerk" sein, sagte Architekt Gert Kwekkeboom. In der Mitte sei er, bis auf einige "Entspannungsmöbel", weitgehend leer; außen herum laufe ein Landschaftspanorama, das sich über den Tag verändere. Dahinter werde es eine Bücher-Ausstellung, ein Comic-Atelier und ein Theater geben. Die Planer wollen auch mit virtueller Realität spielen. Auf diese Weise sollen die Besucher ein Gebäude von Ludwig Mies van der Rohe oder die Nordsee sehen können. "Sie werden perplex sein", versprach Moeyaert. www.buchmesse.de

Robert-Gernhardt-Preis für Scheuermann und Zähringer

Die Autoren Silke Scheuermann und Norbert Zähringer erhalten den Robert-Gernhardt-Preis 2016. Sie teilen sich das Preisgeld von 24.000 Euro. Das teilte das hessische Kunstministerium am Dienstag in Wiesbaden mit.

Die in Offenbach lebende Scheuermann wird für ihr Lyrikprojekt "Zweites Buch der Unruhe" ausgezeichnet. Darin beschäftigt sie sich mit Bewegungen vom Vogelzug bis zu Wegen von Flüchtlingen nach Europa.

Zähringer bekommt die Ehrung für das Romanprojekt "Wo wir waren". Es geht darin um einen Waisenjungen, der aus einem Heim flüchtet und in Amerika sein Glück sucht. Der Autor wuchs in Wiesbaden auf und arbeitet in Berlin.

Der Preis ist nach dem Frankfurter Autor, Zeichner und Maler Robert Gernhardt (1937-2006) benannt. Er wird seit 2009 vergeben und soll Autoren helfen, Projekte zu verwirklichen. Die Auszeichnung wird am 21. September in Frankfurt überreicht.