Der steirische herbst, der seinerzeit zum Beispiel mit schrillen Umzügen sein Kommen ankündigte, setzt zu Beginn seit ewig auf die List-Halle. La Strada, eigentlich schon dem Namen nach dem Draußen verpflichtet, feiert seit ewig seinen Auftakt im Opernhaus . . . Nein, von Festivalstarts und -stimmungen ist in der Stadt seit Jahren leider kaum etwas zu spüren. Paradoxerweise am ehesten durch die Diagonale, als große Bühne für den österreichischen Film naturgemäß meist indoor umtriebig.


Schön also, dass sich die styriarte bei der Eröffnung am Freitagabend – auch nach Langem wieder einmal – oben ohne zeigte, also ohne Dach und unter freiem Himmel. Quasi wichtigster Mitspieler im kunterbunten Programm auf der Passamtswiese im Stadtpark war das Wetter – der Hl. Belcredi ist ohnehin ein immer treuer Schutzpatron des Festivals.


Die leider etwas peinliche Theaterschauspielerin Nora Köhler und der Festivalintendant Mathis Huber führten durch den so vielteiligen wie kurzweiligen Kreativparcours, den auch Live-Maler Tom Lohner in den zweieinhalb Stunden mit einer Hommage an Nikolaus Harnoncourt bewältigte. Ebenfalls des im März mit 86 Jahren verstorbenen Dirigenten gedachte Iván Eröd (80) mit seinem „zornigen“ bis „unverzagten“ Auftragswerk „Nikolaus“ – ein Fünf-Satz-Sieg in sechs Minuten für die „Vier Cellisten“ um styriarte-Stammgast Rudolf Leopold, auch vor den Ohren von Alice Harnoncourt und Philipp, dem Bruder des Genius Loci, sowie Karina Canellakis, die vier der neun Symphonien im heurigen Beethoven-Zyklus dirigiert.


Huber hatte nach dem Motto „Die Gedanken sind frei“ auch junge Freigeister zu Kurzbeiträgen eingeladen. Entsprechend schillernd war die Revue: Verdi, Gershwin, Adele. Klezmer, Funk und Poetry Slam. Frühlingsstimmenwalzer, Teufelstein-Polka und (wohl als Gruß an die Geheimfavoriten, die zu Geh-heim-Favoriten wurden) die Marseillaise . . . Wo findet man das alles auf einen Fleck? Dazu Bier, Burger und Knotzdecken. Vogelgesang, Hundegebell und Folgetonhorn als Hintergrundmusik incl. Das Leben, ein Volksfest.
„Viva la libertà“ heißt es nun bis 24. Juli bei der styriarte. Von uns ein „Viva la musica!“ dazu.