Der auf Tatsachen beruhende Justiz-Thriller "Der Staat gegen Fritz Bauer" hat die goldene Lola als bester deutscher Spielfilm gewonnen. Damit war das brillante Drama über den hessischen Generalstaatsanwalt und Nazi-Jäger Fritz Bauer - gespielt von Burghart Klaußner - der große Gewinner bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises.

Schleppende Aufarbeitung

In politisch unruhigen Zeiten gewann am Freitagabend in Berlin Lars Kraumes Film mit politischer Botschaft haushoch. Das bereits im Voraus als Favorit gehandelte Werk über die schleppende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit holte nicht nur die Lola in der Königskategorie, sondern räumte zurecht fünf weitere Preise ab. Ronald Zehrfeld (39) wurde von der Deutschen Filmakademie für seine Rolle als Bauers engster Mitarbeiter mit der Lola als bester Nebendarsteller geehrt. "Geil!", kommentierte Zehrfeld seinen Sieg. Weitere Auszeichnungen für "Fritz Bauer" gab es in den Kategorien Regie, Drehbuch, Szenenbild und Kostüm.

Der Spielfilm "Vor der Morgenröte" von Maria Schrader über die Exiljahre des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig mit Josef Hader in der Hauptrolle war für die beste Regie und die beste Nebendarstellerin (Barbara Sukowa) nominiert worden, ging jedoch leer aus. Allerdings wurde sein Co-Produzent Stefan Arndt mit dem Bernd-Eichinger-Preis ausgezeichnet.

Favorit ging leer aus

Mit der deutschen Vergangenheit setzte sich ein Publikumsliebling auseinander, der bei der Preisverleihung am Ende komplett leer ausging: David Wnendts Hitler-Satire "Er ist wieder da". Rund 2,5 Millionen Menschen sahen die Komödie, die auch für den Hauptpreis nominiert war, im Kino. "Der Staat gegen Fritz Bauer" hatte nach Angaben des Verleihs rund 270.000 Zuschauer. In Anspielung auf "Er ist wieder da" schälte sich Schauspieler Milan Peschel ("Halt auf freier Strecke") als Laudator für das beste Kostümbild auf offener Bühne aus einer Nazi-Uniform und hielt dem Publikum so wie der Film mit dem Hitler-Wiedergänger den Spiegel vor. Würde das Publikum lachen, klatschen, peinlich berührt sein oder protestieren? Von allem ein bisschen, könnte man meinen. Am Ende stand Peschel in weißer Unterwäsche und Socken da.

Weitere Preisträger

Die Silberne Lola in der Kategorie "Spielfilm" ging an Thomas Stubers einfühlsames Drama "Herbert". Hauptdarsteller Peter Kurth nahm für seine Rolle des an ALS erkrankten Ex-Boxers Herbert auch die Trophäe als bester Hauptdarsteller entgegen. Die Bronze-Lola holte das junge Team des in der Jugendpsychiatrie spielenden Dramas "4 Könige" um Regisseurin Theresa von Eltz.

Tom Tykwers Romanverfilmung "Ein Hologramm für den König" mit Tom Hanks in der Hauptrolle bekam nur zwei Preise in Nebenkategorien. Keine Auszeichnung gab es für Doris Dörrie und ihren Film "Grüße aus Fukushima".

Einen doppelten Triumph feierte dagegen die 42-jährige Schauspielerin Laura Tonke. Sie holte sowohl den Preis als beste Hauptdarstellerin für "Hedi Schneider steckt fest" als auch die Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für "Mängelexemplar". "Besonders schwierig ist es, hier jetzt nicht zu weinen!", meinte sie von Freude überwältigt.

"Dürfen nicht verstummen"

Den Bogen zur aktuellen politischen Lage in Deutschland schlugen bei der Gala zahlreiche Schauspieler. Das sich verschärfende politische Klima in Deutschland treibt die Filmemacher um. "Ausländer- und islamfeindliches Gedankengut ist mittlerweile Parteiprogramm geworden", sagte Filmakademie-Präsidentin Iris Berben. "Aber wir dürfen als Künstler nicht verstummen, wir müssen handeln."

Frauenschwarm Elyas M'Barek, der für "Fack ju Göhte 2" den Preis für den größten Publikumserfolg entgegennahm, mahnte: "Wer demnächst wählen geht, der sollte bitte bedenken und nicht vergessen, dass "Fack ju Göhte" ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht möglich gewesen wäre."