Während die Umstände des überraschenden Todes von Pop-Superstar Prince am 21. April noch untersucht werden und das Gerangel um die Dollar-Millionen mangels Testaments losgeht, beginnen die Spekulationen über sein kommerzielles Posthum-Potenzial.

In einem zwei Jahre alten Interview, das die Musikzeitschrift "Rolling Stone" soeben veröffentlichte, sagte Prince: "Ich habe täglich Musik aufgenommen." Da lägen "Lieder in der Schatzkammer, die noch niemand gehört hat. Und es gibt mehrere Schatzkammern." Er habe so viel Material eingespielt, dass daraus ganze Alben nach Schaffensperioden zusammengestellt werden könnten, fügte der damals 55-jährige Sänger und Multi-Instrumentalist hinzu. Auf die Reporterfrage, ob solche Kompilationen später, also nach seinem Tod, herauskommen sollten, sagte Prince: "Über ein "Später" denke ich nicht nach. Ich denke nur Richtung Zukunft."

Alben am Fließband

Nun war Prince auch in den vergangenen 15 Jahren, als er den Status eines Pop-Erneuerers und zuverlässigen Hitlieferanten aus den 80ern und 90ern endgültig verloren hatte, nicht gerade geizig mit Veröffentlichungen. Im Gegenteil - sein künstlerischer Output wirkte oft ziellos, er brachte neben hochwertigen Songs viel Halbgares heraus, der Wahlspruch "Just killers, no fillers" ("Nur Topsongs, kein Füllmaterial") galt nicht mehr. Prince verscherbelte Platten als Zeitungsbeilage, anderes Material war nur auf obskuren Vertriebswegen erhältlich, einige Alben verschenkte er bei seinen weiterhin fabelhaften Konzerten.

Solch rares Fan-Futter war ursprünglich auch "HitnRun Phase Two", eine wohl nicht ganz zufällig seit Ende April (also erst nach dem Todestag) überall problemlos auf CD erhältliche Songsammlung. Es könnte sich dabei um das letzte vom Meister selbst - und nicht von Nachlassverwaltern - autorisierte Prince-Album handeln. Und es beweist, dass der Mann, wenn er sich denn konzentrierte, immer noch in Gänze erstklassige Platten aufnehmen konnte.

Geheimer Studio-Tresor

Zudem kann man anhand dieser Sessions vermuten, dass Prince in seinen geheimnisvollen Studio-Tresoren im berühmten Paisley-Park-Komplex nicht nur noch sehr viele, sondern auch sehr gute Lieder gebunkert hat. "Ich habe den Plattenfirmen nicht immer die besten Songs gegeben", sagte er dem "Rolling Stone".

"HitnRun Phase Two" ist das nach offizieller Zählung 39. Prince-Studioalbum in knapp 40 Jahren Karriere - schon die reine Masse an zu Lebzeiten veröffentlichtem Material dieses Hyperaktiven ist atemberaubend. Die fast 60 Minuten lange Platte erschien vor einigen Monaten unter Ausschluss eines breiten Publikums beim Prince-Eigenvertrieb NPG Records als Download. Eine CD erhielten Konzertbesucher zwischen dem 16. Februar und dem 14. April - bis Prince wegen Krankheit und Schwäche die Tournee abbrechen musste.

Derzeit ist Prince mit zahlreichen früheren Alben auf Spitzenplätzen in den Hitparaden, für weitere, auch kommerzielle Erfolge, wäre also garantiert gesorgt.