Seit seinem 6. Lebensjahr habe er eine offene Doppelbeziehung zu Geld und Kunst geführt, sagte der neue Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, Christian Kircher, bei der Bekanntgabe seiner Bestellung. Der gebürtige Kärntner ist seit seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre auch Chorsänger und sammelt österreichische Kunst. Sich selbst beschreibt er als "konfliktfähig und konsensfähig".

Nach dem Gymnasium in seinem Heimatort Spittal an der Drau zog es den am 12. August 1964 geborenen Kircher nach Wien, wo er an der WU Betriebswirtschaftslehre studierte. Seine Diplomarbeit schrieb er über die Wiener Weltausstellung 1873. "Ich bin Kaufmann in meinem Verständnis, mit ganz großer Liebe zu Kunst und Kultur", sagt Kircher. Dies äußert sich in vielen Etappen seines Lebenslaufes. Bereits während seiner Schulzeit arbeitete er am Landesmuseum Kärnten bei Ausgrabungen des Municipium Teurnia mit.

"Bescheidene Sammlung"

Dem Arnold Schoenberg Chor, dessen Mitglied er seit 1985 ist und mit dem er u.a. mit Nikolaus Harnoncourt, Claudio Abbado oder Lorin Maazel zusammenarbeitete, blieb er als Mitglied des Aufsichtsrats und stellvertretender Vorsitzender verbunden, auch im Wiener Theaterverein engagiert er sich als stellvertretender Obmann, im Jüdischen Museum der Stadt Wien ist er seit 2009 Mitglied des Aufsichtsrats. Zudem verfügt er über eine laut Unterlagen "bescheidene Sammlung" von abendländischer Kunst mit Schwerpunkt österreichische Kunst ab 1945.

Nach dem Studium zog es ihn ins Dorotheum, wo er Marketing für den Bereich Auktionen betrieb und auch selbst Versteigerungen leitete. 1992 wechselte Kircher ins Marketing zur Österreichischen Unilever - Elida Fabergé, zwei Jahre später zum Marktforschungsinstitut A.C. Nielsen Company in die Kundenbetreuung. Von 1997 bis 2004 arbeitete Kircher schließlich bei Gillette, zunächst als Marketing Manager und Vertriebsleiter für Österreich, 2002 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung der Gillette Gruppe D-A-CH in Frankfurt.

Wien Museum

Ein kurzes Intermezzo führte ihn 2005 zu den Wittmann Möbelwerkstätten (Leitung Marketing und Vertrieb), bevor er von 2005 bis heute als kaufmännischer Leiter und ab 2008 Finanzdirektor ins Wien Museum wechselte. Dort muss Matti Bunzl nun einen Nachfolger für Kircher finden, der seit 2014 auch als Geschäftsführer für die Wien Museum Projekt GmbH tätig war. Im Wien Museum war Kircher Initiator mehrerer Projekte, darunter des Neubaus des Römermuseums, der Neugestaltung des Hadynhauses und der am heutigen Mittwoch eröffnenden Virgilkapelle.

Seinen Geschäftsführerposten bei der Bundestheater-Holding tritt er am 1. April 2016 an. Er brauche natürlich eine Einarbeitungsphase, meinte der geschiedene Vater zweier Kinder heute zu seinem neuen Job. "Aber ich bin schon ein Blitzgneißer und werde versuchen, mich schnell einzuarbeiten." Seinen Arbeitsstil beschreibt er so: "Wenn es Turbulenzen gibt, bin ich der erste, der versucht, Ruhe hineinzubringen. Und wenn es zu viel Ruhe gibt, bin ich der erste, der vielleicht ein kleines Steinchen hineinwirft."