Auf das linke Handgelenk eine Schwalbe tätowiert, auf das rechte einen Violinschlüssel: Kein Wunder, dass bei Hobby-Ornithologin Lidia Baich die Töne nur so fliegen. Und das schon seit ihrem vierten Lebensjahr, seitdem der geliebte Großvater ihr eine Sechzehntelgeige unter das Kinn drückte.
Geboren wurde die Ausnahmemusikerin in St. Petersburg, als Tochter einer russischen Pianistin und eines Grazer Cellisten, der dort mit einem Stipendium studierte; die Hochzeit ermöglichte den Eltern später die Ausreise, weshalb die kleine Lidia bis zu ihrem achten Lebensjahr in Graz aufwuchs. Ihr außergewöhnliches Talent war aber rasch der Türöffner zur weiten Welt. Baich studierte beim großen Boris Kuschnir in Wien und wurde als erst 16-Jährige vor den Ohren von Yehudi Menuhin in Paris zur „Europäischen Musikerin des Jahres 1998“ gekürt.
Die Startrampe nutzte die Geigerin optimal. In ihrem Curriculum stehen heute begeisternde Auftritte in China, Russland, den USA. Erste Adressen wie die Salzburger Festspiele oder die Wiener Festwochen. Und Pultstars wie Vladimir Fedoseyev oder Lorin Maazel. Letzterer lockte die Frau mit dem offenen Geist, die als Twen selbst gern auch Elton John oder Aerosmith hörte, 2002 auf eine Welttournee mit dem blinden Tenor Andrea Bocelli und damit ins Crossover, das Baich bis heute nicht scheut: Auftritte mit Liza Minnelli, Eric Clapton und Deep Purple bei „Pavarotti & Friends“ zeugen davon. Benefizgalas neben Opus und den Zillertalern. Oder „Merci, chérie“-Zitate von Udo Jürgens auf der Geige, zu denen Conchita W. beim Song Contest in Wien von der Decke schwebte.

Saitensprünge


Diese „Saitensprünge“ schaden ihr ebenso wenig wie die „Seitenblicke“, obwohl die 34-Jährige etwas zu häufig echten Applaus gegen Klatschspalten tauscht – über ihr früheres Liebesleben mit Hans-Christian Haas (als polternder Rübezahl kürzlich aus dem Big-Brother-Container geflogen) oder ihr jetziges mit Andreas Schager (der Niederösterreicher ist als einer der führenden Heldentenöre von Bayreuth bis zur Met gefragt).
Ein langjähriger Partner ist jedenfalls der Wiener Matthias Fletzberger. Ihm am Klavier und Lidia Baich auf ihrer „Guarneri del Gesù“ aus 1727 gelangen mit „Violin in Motion“ und „Spät(e) Romantik“ schon zwei so sinnige wie sinnliche Alben. Und im bewährten Duo wird Leidenschaftlerin Baich morgen (3. Dezember) im Musikverein in Graz wieder quasi einen Liederabend auf vier Saiten geben, denn: „Die Geige ist meine Stimme“.