Laut Zsolnay-Verlag, das drei Bücher Bondys veröffentlicht hatte, ist der in Frankreich aufgewachsene Theatermann in einem Pariser Krankenhaus seiner schweren Erkrankung erlegen. 1996 wurde der feinsinnige, frankophile Schweizer als "Weltregisseur" und "internationaler Theaterzauberer" von der damaligen Wiener Kulturstadträtin und Festwochen-Präsidentin Ursula Pasterk (SPÖ) nach Wien geholt. Über 16 Jahre lang prägte Bondy die Festwochen - zunächst ab 1997 als Schauspieldirektor und ab 2001 als Intendant. Mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien wurde er im Juni 2013 in Richtung Paris verabschiedet, wenige Monate später wurde ihm auch der "Nestroy" für sein Lebenswerk zuerkannt.

Schon vor seiner Festwochen-Intendanz hatte der am 17. Juli 1948 in Zürich als Sohn des österreichisch-ungarischen Publizisten und Essayisten Francois Bondy und einer jüdisch-deutschen Mutter Geborene eine beachtliche internationale Karriere absolviert. Ab 1971 inszenierte er auf zahlreichen Bühnen Deutschlands, 1984 wurde auch seine erste Regie in Frankreich, Arthur Schnitzlers "Das weite Land" in Nanterre, ein großer Erfolg. 1985-88 gehörte er dem Direktorium der Berliner Schaubühne an, 13 Mal sollte er insgesamt zum Berliner Theatertreffen eingeladen werden.

Bondy inszenierte u.a. die Uraufführungen der Botho-Strauß-Dramen "Die Zeit und das Zimmer" (Berlin, 1989) und "Das Gleichgewicht" (Salzburger Festspiele, 1993), von Yasmina Reza die Uraufführungen von "Drei Mal Leben" (Akademietheater, 2000) und "Ein spanisches Stück" (Theatre de la Madeleine, 2004) sowie von Peter Handke "Die schönen Tage von Aranjuez" (Akademietheater, 2012). Seine Funktion als Festwochen-Intendant ermöglichte es Bondy immer wieder, auch als Koproduzent eigener Inszenierungen auftreten zu können. So kam Wien etwa in den Genuss von Koproduktionen wie Ionescos Klassiker "Les Chaises", "Sweet Nothings" nach Schnitzlers "Liebelei" oder Jean Genets "Die Zofen".

Neben einer Vielzahl an Theaterinszenierungen hat Bondy auch zahlreiche Opern auf die Bühne gebracht (u.a. Philippe Boesmans "Princesse de Bourgogne" 2009 am Theater an der Wien), Filme gedreht (u.a. Schnitzlers "Das weite Land") und Bücher veröffentlicht (u.a. "Am Fenster" 2009). Ab 2012 leitete Bondy das Odeon-Theatre de l'Europe in Paris und feierte u.a. Erfolge mit seiner Inszenierung von "Die falschen Geständnisse" mit Isabelle Huppert oder der Wiederaufnahme von "Iwanow".

Schwere Erkrankungen sowie ein schmerzhaftes Wirbelsäulenleiden haben dem Intellektuellen oft Steine in den Weg gelegt, aber nie dauerhaft seine große künstlerische Produktivität beeinträchtigen können. Eine für Jänner 2016 angesetzte Inszenierung von "Othello" in Paris" musste er kürzlich aber ebenso verschieben wie vergangenen Sommer "Die Eroberung von Mexiko" bei den Salzburger Festspielen. "Den neuen Roman, auf den wir uns schon sehr gefreut hatten, konnte er leider nicht mehr vollenden", meinte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger in einer Reaktion.

Neben den Wiener Festwochen war der verstorbene Theaterregisseur Luc Bondy auch den Salzburger Festspielen seit Jahrzehnten eng verbunden. "Vier unvergessliche Inszenierungen" habe Bondy mit "Salome", "Le nozze di Figaro", "Das Gleichgewicht" und "Charlotte Salomon" geschaffen, so die Festspiele am Samstag. "Immer gab es Gespräche über neue Projekte, die nun nie mehr zustande kommen werden."

Erst 2014 war Bondys Inszenierung von Marc-Andre Dalbavies "Charlotte Salomon" vom Publikum in Salzburg bejubelt worden. Im vergangenen Festspielsommer hätte er "Die Eroberung von Mexico" von Wolfgang Rihm inszenieren sollen, sagte aber ab. Für ihn sprang Peter Konwitschny ein, Bondy sollte dafür 2016 die ursprünglich für heuer geplante Uraufführung des "Endspiels" von György Kurtag inszenieren, hieß es damals.

In einer gemeinsamen Aussendung vom Samstag betrauern der künstlerische Direktor Sven-Eric Bechtolf und die kaufmännische Direktorin Helga Rabl-Stadler den Tod des Schweizer Theatermanns, dem sie "als Menschen und als Künstler viel zu verdanken" haben. "Luc Bondy war ein verspielter und tiefer Mensch, eine Homme de lettres und ein Mann des Lebens. Ein Liebender, ein Spieler, ein Weiser. Es kommt uns vor, als sei die Welt sich durch seinen Tod weniger gewahr." Den Festspielen, vielen Künstlern und seinem Publikum werde er "schmerzlich fehlen".

Auch Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, reagierte tief betroffen auf den Tod Bondys, mit dem ihn eine "sehr vertrauensvolle Freundschaft verband". "Er war ein vielseitiger, universalgebildeter Theatermann mit einer ausgeprägten künstlerischen Bandbreite", so Meyer in einer Aussendung. Bondys Inszenierung von "The Turn of the Screw", die 2005 als Koproduktion des Theatre des Champs-Elysees und des Festivals von Aix-en-Provence zu sehen war, sei eine seiner "schönsten beruflichen Erinnerungen".