Beim Konzert der US-Gruppe im "Bataclan" am 13. November hatten Angreifer dort etwa 90 Menschen getötet, insgesamt starben bei der Terrorserie in Paris mindestens 130 Menschen. Der Schock steht den Musikern immer noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie müssen das Interview mehrfach unterbrechen, ihre Stimmen stocken, immer wieder sind sie den Tränen nahe.

Mehrere Menschen hätten sich im Umkleideraum der Musiker versteckt, erzählt Frontmann Jesse Hughes. Die Attentäter seien in den Raum gekommen und hätten alle getötet - "außer einer Person, die sich unter meiner Lederjacke versteckte".

Direkter Angriff

Viele Menschen hätten sich tot gestellt, berichtet Hughes. Während er auf der Suche nach seiner Freundin gewesen sei, habe er plötzlich einem der Attentäter gegenüber gestanden. Der Mann habe auf ihn gezielt, die Kugel sei aber gegen den Türrahmen geschlagen.

Auch Tonmann Shawn London sah sich plötzlich einem der Attentäter direkt gegenüber. "Er traf mein Mischpult, die Knöpfe sind überall hingeflogen", berichtet London. Er habe sich sofort auf den Boden geworfen, während der Attentäter immer weiter geschossen und mit aller Kraft "Allahu Akbar" (Allah ist groß) geschrien habe.

Hughes guckt in dem Interview kaum nach oben. Er beginnt zu weinen, wenn er sich etwa daran erinnert, wie der von Kugeln getroffene Crew-Manager Nick Alexander starb. Er habe nicht nach Hilfe gerufen, "weil er nicht wollte, dass irgendwer anderes verletzt wird". Gleichzeitig macht sich Hughes selbst Vorwürfe, den Bassisten Matt McJunkins auf der Bühne zurückgelassen zu haben. "Ich fühlte mich so schuldig." Er denkt, ein Hauptgrund, warum so viele Menschen getötet wurden, sei, weil so viele ihre Freunde nicht verlassen wollten. "So viele Leute haben sich vor andere gestellt."

Bandmitbegründer Joshua Homme war bei dem Auftritt nicht dabei. Als er von dem Angriff hörte, habe er einen Moment gebraucht, um es zu glauben. Während eines Teils des Interviews hält Homme eine Liste mit den Namen der Toten in seinen Händen. "Ich wünschte, ich könnte mit ihren Eltern reden." Was er ihnen sagen würde? Josh zuckt mit den Schultern, seine Worte stocken. "Vielleicht ist da gar nichts, was ich wirklich sagen könnte ... vielleicht ist es auch okay, dass es keine Worte dafür gibt, vielleicht sollte es keine Worte dafür geben."

"Leute rekrutieren"

Ihre Tour will die Band unbedingt fortsetzen und auch erneut im "Bataclan" spielen, sobald die Konzerthalle wieder öffnet. "Da haben wir keine wirkliche Wahl", sagt Homme. Nicht nur die Terroristen, auch sie würden Leute "rekrutieren" und zwar dafür, Teil des Lebens zu sein, sagt Homme und deutet dabei ein vorsichtiges Lachen an.

Hughes sagt, er könne es gar nicht erwarten, zurück nach Paris zu kommen und dort wieder zu spielen. "Ich will die erste Band sein, die im "Bataclan" spielt, wenn es wieder öffnet", betont er. "Unsere Freunde kamen dorthin, um Rock'n'Roll zu sehen, und starben. Ich will wieder dorthin gehen und leben."

Die Band rief in dem Interview Musiker dazu auf, ihren Song "I love you all the time" zu covern - egal in welcher Musikrichtung. Alle Einnahmen daraus will sie spenden und forderte Streaming-Dienste dazu auf, es ihnen nachzutun.