Nach „Der Soldat James Ryan“ haben sich Steven Spielberg und Tom Hanks wieder für einen historischen Stoff vor und hinter der Kamera vereint. Die Rückschau gilt dem Kalten Krieg, Agenten und einem Anwalt.

Letzteren, James B. Donovan, spielt Tom Hanks. Wir lernen ihn gleich einmal in den ersten Filmminuten als schlaues Bürschchen kennen, das in einer Bar ganz jovial mit seinem Gegenüber die Frage klärt, wann ein Unfall ein Unfall ist und wodurch die Versicherungsbranche in ihren Grundfesten erschüttert werden könnte. Parallel dazu lernt man einen gewissen Rudolf Abel (Mark Rylance) kennen, einen ruhig, fast versonnen wirkenden Mann. Offensichtlich ein Kunstmaler und vermutlich ein Spion, denn unter einer Parkbank holt er eine Münze hervor, die er in seinem eher ärmlichen Apartment öffnet und aus der ein penibel gefaltetes Papier zum Vorschein kommt. Abel wird als Spion verhaftet, es gelingt ihm aber, das verräterische Stück Papier verschwinden zu lassen.

Ein Insert verrät uns, dass die Szenen im Jahr 1957 spielen. Donovan soll nach dem Willen der Standesvertretung den der Spionage angeklagten Abel vertreten. Um zumindest den Schein zu wahren, dass alles seine rechtsstaatliche Ordnung hat.

Einsatz für den Staatsfeind

Der Anwalt legt sich nach anfänglichem Zögern ins Zeug. Er lässt den deutschstämmigen CIA-Agenten Hoffmann (Scott Shepherd) auflaufen. Er hat familiäre Probleme, denn weder seiner Frau (Amy Ryan) noch seinen Kindern will es einleuchten, warum er sich so für einen Staatsfeind einsetzt. Im Gerichtssaal setzt er seine juridische Schlauheit garniert mit moralischem Pathos ein. In der U-Bahn wird ihm unwohl, wenn Zeitungsleser ihn als Anwalt eines sowjetischen Spions erkennen.

Schließlich gelingt es ihm, seinen Mandanten vor dem Todesurteil zu retten, weil ein inhaftierter Spion vielleicht einmal nützlich sein könnte, wenn die Sowjets eines Amerikaners habhaft werden. Was passiert? CIA-Chef Allen W. Dulles bittet Donovan, den Austausch eines gefangen genommenen Piloten (Austin Stowell) eines Spionageflugs gegen Abel vorzunehmen. Im saukalten Winter 1962 findet die denkwürdige Aktion im geteilten Berlin statt. In einem Kino läuft Billy Wilders grandiose Kalter-Krieg-Komödie „Eins, zwei, drei“, aber auch Luchino Viscontis Film „Die Verdammten“, der erst sieben Jahre später gedreht wurde. Die Brüder Ethan und Joel Coen haben Matt Charmans Drehbuch überarbeitet, Spielberg macht daraus ein solides Nachhilfewerk und ein Plädoyer für die Diplomatie.