Schnell muss es gehen. Kaum ist der Wachmann überrumpelt, schon wird der Filialleiterin eines Juweliers in Marseille die Waffe vorgehalten. Als sie den Code für den Safe nicht rausrücken will, übergießen sie die drei Männer in weißen Overalls kurzerhand mit pinker Farbe. Sekunden später sind sie auf der Straße und auf der Flucht. Der Beginn der neuen Serie "The Last Panthers" hat es in sich.

Eine Verbrecherballade

Das gemeinsam von Sky und Canal+ realisierte Format hangelt sich an den Coups der berüchtigten Pink-Panther-Bande entlang. In sechs Episoden wird ab 12. November (immer donnerstags um 21 Uhr) aber mehr als eine reine Gangsterballade angestimmt: Ausgehend vom früheren Panther-Mitglied Milan (Goran Bogdan), der mit seinen Komplizen für den Überfall in Marseille verantwortlich ist, wird eine sich quer durch Europa ziehende Spur von Verbrechen, Gewalt und Habgier gezogen. Hinzukommen ein junger, höchst motivierter französischer Polizist (Tahar Rahim) sowie die Juwelenexpertin einer Versicherung: Naomi (Samantha Morton) soll die gestohlenen Diamanten wieder auftreiben, koste es was es wolle.

Entwickelt wurde die Serie nach einer Idee des Journalisten Jerome Pierrat, der sich seit knapp 20 Jahren mit organisiertem Verbrechen in Europa auseinandersetzt, insbesondere den Pink Panthers. Basierend auf seinem Konzept hat Drehbuchautor Jack Thorne eine zwar aktuellen Genretrends ergebene Geschichte gesponnen, die aber dank reichlich Realitätsbezug nicht überstilisiert daherkommt. Härte und Direktheit sind die Währungen von Milan und seinen Kollegen, deren Flucht vor der Polizei einem kleinen Mädchen das Leben kostet, woraufhin sie ihr 15-Mio.-Euro schweres Diebesgut nicht an den Mann bringen können.

Während das Trio nach einem gehörig fehlgeschlagenen Verkaufsversuch in Ungarn seine Heimat Belgrad ansteuert, um im alten Umfeld Schutz und einen potenziellen Abnehmer zu suchen, hat die Polizei in Marseille mit ihren kargen Beweismitteln zu kämpfen. Einzig eine achtlos weggeworfene Waffe bringt den jungen Kommissar Khalil, dem Rahim in seiner Unbekümmertheit einen leicht amerikanischen Touch verleiht, auf die Suche nach Mittelsmännern - und damit ins Wirkungsfeld seines Bruders, der den Sprung auf die richtige Seite des Gesetzes offenbar nicht vollzogen hat. Da ist die Versicherungsgesellschaft, die von einem unterkühlten John Hurt als Chef angeführt wird, schon einen Schritt weiter und setzt Naomi auf die Überbleibsel der Panther in Belgrad an.

Emotionale Geschichte

Regisseur Johan Renck lässt sich für die Entwicklung der Geschichte die nötige Zeit, greift verschiedene Aspekte der Vergangenheit seiner drei Hauptprotagonisten behutsam auf und setzt sie zunächst nur lose mit den Geschehnissen in der Jetztzeit in Beziehung. So erfährt man anfangs nur wenig über die Verbindung von Milan und Naomi, die auf Zeiten des Balkankrieges zurückgeht. Stattdessen regieren viele Grautöne - nicht nur, was die wirkungsmächtigen Bilder betrifft, sondern auch die Charaktere selbst. Als Zuschauer wird man dabei auf falsche Fährten gelockt. Milan mag zwar ein "Tier" sein, wie sein Spitzname in Panther-Kreisen lautet, hat aber gleichzeitig eine sehr emotionale Hintergrundgeschichte. Und die Versicherung, für die Naomi arbeitet, scheut keineswegs drastische Mittel, um an ihr Hab und Gut zu kommen.

"The Last Panthers" ist damit nicht nur eine fiktionale Umsetzung des Pink-Panther-Stoffes, sondern bedient auch globale Themen: Die Verstrickung von organisiertem Verbrechen mit gesellschaftlichen Institutionen, das Zusammenspiel von Gier und Macht sowie nicht zuletzt die Schrecken der Vergangenheit werden mit teils sehr expliziten Einstellungen eingefangen. Dass hier durchaus eine starke Emotionalisierung vonstattengeht, ist ob der rauen Grundstimmung zwar ein feines Haar in der Suppe, für den Spannungsbogen der Serie letztlich aber mehr fördernd denn hinderlich. Und dieser beginnt schließlich schon mit dem - wie heutzutage üblich - sehr aufwendig gestalteten Intro, für das immerhin Popstar David Bowie den neuen Song "Blackstar" beisteuerte.