Am 31. Oktober startet um 20.15 Uhr in ORF 2, ARD und auf SRF 1 die neue Quizshow "Spiel für dein Land". Sie gelten inzwischen als Quiz-Onkel der Nation. Wie sieht denn das Konzept von "Spiel für Dein Land aus"?

Jörg Pilawa: Es ist wirklich "Das größte Quiz Europas", weil zum ersten Mal tatsächlich alle Menschen in Österreich, Deutschland und der Schweiz die Möglichkeit haben, via Web-App beziehungsweise App mitzuspielen und damit Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. Es ist eine Quizshow mit Fragen über die Länder aus den Ländern. Es geht um Einschätzung: wie gut kenne ich meine Nachbarländer überhaupt - fernab von allen Klischees, die wir voneinander haben. Und das großartige ist, dass jeder via Web-App und App mitspielen kann. Die beiden Prominenten, die für Österreich spielen, Ursula Strauß und Hans Sigl, müssen raten, und die Österreicher raten auch. Beide Ergebnisse fließen in die Wertung ein. Man wird dann am Ende sehen, ob die Österreicher, die Schweizer oder die Deutschen am besten waren. Und zum ersten Mal stellen wir auch Fragen, die es in dieser Form noch nie gab. Wir fragen die Österreicher, die Schweizer und die Deutschen, wie sie sich in einer Situation verhalten würden und hinterher müssen die Prominenten einschätzen, wie das Land abgestimmt hat. Das ist etwas, das auch ich als Quiz-Onkel in 25 Jahren Quiz noch nie erlebt habe. Normal moderiere ich ja in ein Schwarzes Loch rein und weiß gar nicht, was am Sofa passiert, aber hier sehe ich sofort die Abstimmungsergebnisse aus den Ländern.

Wie groß ist das Interesse im Vorfeld der Sendung?

Pilawa: Wir haben bisher insgesamt 60.000 Downloads. Prozentuell am meisten runtergeladen wurde die App bisher in der Schweiz: 10.000 Downloads. Und wir haben gute 2.000 in Österreich. Bei den Österreichern geht noch was.

Beim "Quizduell" gab es ja zu Beginn technische Probleme. Wird das hier funktionieren oder laufen Sie am Samstag womöglich auch mit lustigen "APPwarten"-T-Shirts herum?

Pilawa: Das ist das Spannende für mich. Ich weiß nicht, was am 31. 10. um 20.15 Uhr oder um 20.17 Uhr, wenn ich die erste Frage stelle, passieren wird. Das ist schon ein großer technischer Aufwand, weil eben nicht nur über die App, sondern auch über die Web-App mitgespielt werden kann, und wir werden wahrscheinlich sehr viele Downloads erst in dem Moment erleben, wenn wir auf Sendung sind. Die Leute gucken das, und dann sagt der Moderator 'Ihr könnt auch mitspielen' und plötzlich gehen die Leute an ihre Handys und Rechner und wer weiß, was dann technisch passiert, wenn es 100.000 oder 150.000 Aufrufe gleichzeitig gibt. Was mich skeptisch macht, ist, dass alle Techniker sagen, wir werden keine Probleme haben, denn das haben sie damals beim "Quizduell" auch gesagt. Und da ist es dann ja abgeschmiert. Also ich bin auf alles vorbereitet.

Samstag-Hauptabend und Live ist die Königsklasse der Unterhaltung. Macht Sie so was noch nervös?

Pilawa: Wenn Du drei Minuten vor der Sendung keinen Respekt mehr hast, dann solltest Du aufhören, dann kannst Du aufs Altenteil gehen. Ich liebe nach wie vor diesen Adrenalin-Kick und dieses Aufgeregtsein vor einer Sendung. Das ist tatsächlich jedes Mal eine Wundertüte. Du weißt nicht, was passiert, gerade bei Live... Du musst  viel wacher sein. Interessanterweise haben wir ja auch bei Live wesentlich weniger Pannen als bei aufgezeichneten Sendungen. Bei Live muss es funktionieren. Deshalb bin ich zum Glück immer noch aufgeregt, und am meisten freue ich mich, dass ich nach 25 Jahren in diesem Job zum ersten Mal die Eurovisions-Hymne höre, weil die hab ich bisher noch nicht gehabt.

In Sachen Samstag-Hauptabend und Eurovisions-Hymne gibt es ja nach "Wetten, dass..?" ein gewisses Vakuum. Wollen Sie das mit "Spiel für dein Land" auffüllen?

Pilawa: Natürlich hoffen wir, dass es funktionieren wird, wenn wir eine solche Sendung gemeinsam mit Österreich und der Schweiz machen. Deshalb machen wir es ja. Wir machen jetzt drei Shows, und natürlich hoffen wir, dass es die Zuschauer annehmen. Es wär schon klasse, wenn diese drei Länder eine gemeinschaftliche Sendung haben. Wenn ich nur davon ausginge, das macht man einmal und dann nie wieder, dafür würde ich den ganzen Aufwand gar nicht betreiben wollen. Ich bin da Realist genug, wenn es einigermaßen läuft, wird man darüber diskutieren weiterzumachen, und wenn es nicht läuft, dann hat man hoffentlich drei schöne Sendungen gemacht.

Spielen Sie eigentlich selbst Quiz? Quizduell, Trivial Pursuit, solche Sachen ...

Pilawa: Ich quizze sehr sehr gerne. Aber bei mir ist es so: Ich habe Insel-Intelligenzen. Wenn Sie mich fragen, wie man mich schlagen kann, kann ich nur sagen, wählen Sie Kino oder auch TV-Serien. Da bin ich wirklich "lost".

Welche ist Ihre persönliche Lieblings-Quiz-Show?

Pilawa: Was wir mit dem "Quizduell" kreiert haben, nämlich weltweit die allererste interaktive Live-Quiz-Show, finde ich schon großartig. Wir haben in Deutschland jeden Abend 100.000 Mitspieler. Das muss man erst mal generieren. Und natürlich ist "Wer wird Millionär" für mich nach wie vor eine perfekte Quiz-Show.  Nicht umsonst ist die Show jetzt 15 Jahre auf dem Schirm.

"Die größte Quiz-Show Europas" lautet der Untertitel des neuen Formats. Die größte Quiz-Show Europas war mal "EWG - Einer wird gewinnen". Wie hat sich Fernsehen seit damals verändert?

Pilawa: Fernsehen ist immer ein Spiegelbild der Zeit, in der es stattfindet. Das Fernsehen hat sich wahnsinnig verändert. Die Langsamkeit, mit der früher Fernsehen erzählt wurde, ist mittlerweile einer Schnelligkeit gewichen. Früher konntest Du eine Samstagabend-Show mit fünf bis sechs Spielen machen. Das hat gereicht. Da würde heute kein Mensch mehr einschalten. Fernsehen ist allein von den Sehgewohnheiten her wesentlich schneller geworden. Ich bin keiner, der sagt, früher war alles besser. Es war früher einfach komplett anders. Man muss heute in einer Sendung viel mehr Reize setzen, um dann auch wirklich die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu generieren.

Gibt's Dinge die sie am Fernsehen heute stören?

Pilawa: Na ja, sicherlich ist der tägliche Kampf um die Quote etwas, wo du sagst "Muss das sein?". Aber unterm Strich sage ich: Ich bin Unterhalter, ich bin ein Pferd, das durch die Manege trottet, und wenn ich da schon trotte, dann will ich, dass auch die Plätze gefüllt sind. Wenn sich Leute heute gänzlich von der Quote verabschieden, finde ich das auch nicht richtig, aber die Quote darf nicht Maß aller Dinge sein.

Im Rahmen der Show fragen Sie auch Zuschauer-Verhalten zu bestimmten Themen ab. Geht's da auch um kontroversielle und polarisierende Themen wie die aktuelle Flüchtlingskrise oder eher um Unverfänglicheres?

Pilawa: Das sind Fragen, die meiner Meinung nach aus einem einfachen Grund in einer Unterhaltungssendung nichts zu suchen haben, weil das sehr emotional beantwortete Themen sind. Die werden ja nicht rational oder reflektiert beantwortet. Das ist immer Schwarz oder Weiß, und deshalb würde ich mich verwehren, solche Fragen in einer Unterhaltungsshow zu stellen. Aber es geht durchaus um Fragen, die eine Relevanz haben. Ein Thema wie die Autobahn-Maut könnte man etwa behandeln. Aber ein politisches Thema wie Flüchtlinge oder Zuwanderung hat in einer Unterhaltungssendung nichts zu suchen, weil ich da auch nicht den Background informativ geben kann, der die Beantwortung meiner Frage möglich machen würde.

Zwischen Deutschland und Österreich herrscht in der Flüchtlingsfrage Verstimmung, weil die "bösen Ösis" Flüchtlinge an die deutsche Grenze weiterschleusen. Wie sehen Sie das?

Pilawa: Das seh ich gar nicht, weil gerade in dieser Frage sind sich Deutschland und Österreich zum Glück im europäischen Vergleich so einig wie keine anderen Länder. Ich muss ganz ehrlich sagen, Herr Faymann und Frau Merkel sind in einem guten Dialog, und da können sich tatsächlich die anderen Staatsoberhäupter Europas eine Scheibe von abschneiden. So sehe ich es.

(Das Interview führte Johannes Bruckenberger/APA)