Neu Pläne rund um das geplante "Haus der Geschichte": Ehe am Montag in der Akademie der Wissenschaften einen Tag lang über die Frage "Braucht Österreich ein neues historisches Museum und, wenn ja, was für eines?" gesprochen wird und Mitte Oktober erste Kostenschätzungen vorliegen sollen, gibt es einen neuen Vorschlag: das Projekt mit einem temporären Bau am Heldenplatz zu starten.

In einem Gastbeitrag für science.ORF.at beklagt der Zeithistoriker Oliver Rathkolb, im Jänner von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) mit der Leitung des internationalen wissenschaftlichen Beirats für das geplante Geschichts-Museum betraut, die "österreichische Innovationsresistenz im Zusammenhang mit Neugestaltungen und neuen Nutzungen von historischen Gebäuden und Plätzen", die sich im Widerstand gegen das geplante Haus äußere, das nach der Umsetzungsstrategie des Beirates in der Neuen Burg Einzug halten soll.

Doch hinter den Kulissen werden durchaus innovative Gedanken und Vorschläge gewälzt - etwa von Experten, die zwar das Projekt an sich begrüßen, jedoch die eingeschlagene Vorgangsweise kritisieren. "Man hat das von der völlig falschen Seite angefangen", sagt etwa ein Museumsfachmann, der es vorzieht, nicht mit Namen genannt zu werden, im Gespräch mit der APA. Obwohl man über gar keine Sammlung verfüge, sei als erstes die Lokalität festgelegt worden, zudem in einem historischen Gebäude, "in das kein Jugendlicher jemals freiwillig hineingehen wird".

Laut einer Umfrage, die Eingang in die 96-seitige Umsetzungsstrategie gefunden hat, sind Sonderausstellungen zu aktuellen Themen und Gespräche mit Zeitzeugen die wichtigsten Angebote, die sich die Bevölkerung vom Haus der Geschichte erwartet. Diese Aktivitäten sollten auch im Zentrum der Überlegungen für eine Raumplanung stehen, fordert der Experte und schlägt vor, ein zweites Szenario zu prüfen, das die derzeit favorisierte Variante - zunächst das "Haus der Geschichte" in der Neuen Burg zu errichten und danach in weiteren Etappen das Projekt über das Äußere Burgtor Richtung Volksgarten und Parlament zu entwickeln - auf den Kopf stellt: "Sinnvoller wäre es, den Platz zunächst mit einem temporären Bauwerk zu besetzen, das Konzept zu erproben und die Erfahrungen in die weitere Umsetzung einfließen zu lassen. Auch die Kunsthalle am Karlsplatz hat seinerzeit erst dafür gesorgt, dass zeitgenössische Kunst an dem Ort selbstverständlich wurde."

Für den gelben Kunsthallen-Container, der 1992 bis 2001 am Karlsplatz 900 Quadratmeter Ausstellungsfläche bot, war Adolf Krischanitz verantwortlich. Der Architekt, der auch im Festspielbezirk St. Pölten und auf dem Schlossplatz in Berlin gute Erfahrungen mit temporären Ausstellungsbauten gesammelt hat, hält von einem temporären Bau als erste Etappe für ein Haus der Geschichte am Heldenplatz "sehr viel. Das ist viel schlüssiger als die bisherigen Pläne."

Ein rasches Implementieren des Projekts im ersten Obergeschoß der Neuen Burg wäre "vor allem eine Einreichungs- und Genehmigungsorgie", so Krischanitz zur APA. Aufgrund zügiger Genehmigungsverfahren für nicht dauerhafte Bauten und einer Errichtungszeit von maximal einem halben Jahr wäre eine rasche Aufnahme des Betriebs möglich. Bis zum Republik-Jubiläum 2018 könnte das "Haus der Geschichte" in dieser Variante nicht nur auf jeden Fall eröffnet sein, sondern hätte man vermutlich schon Erfahrung gesammelt, die sich für eine weitere Vorgangsweise evaluieren ließe.

Dazu kommt der Kostenfaktor: Von der APA befragte Experten hatten im Mai die Umsetzung des Projektes auf 25 bis 60 Mio. Euro geschätzt. Im parlamentarischen Kulturausschuss kursierte unlängst die Summe von 8,5 Mio. Euro alleine für die Umsiedlung und Neuaufstellung der Sammlung Alter Musikinstrumente, die in der Neuen Burg erforderlich wäre, um Platz für das "Haus der Geschichte" zu schaffen. "Umbauten bestehender Gebäude sind immer extrem kostenintensiv", sagt Krischanitz. Mit einem "sanften" Projektstart in einer temporären Raumstruktur könne man Zeit gewinnen und Geld sparen, denn "das wäre billiger und schlüssiger". Für provisorische Bauten rechne man mit 2.000 bis 2.500 Euro Errichtungskosten pro Quadratmeter. Nimmt man die rund 550 Quadratmeter Sonderausstellungsfläche, die in der Umsetzungsstrategie vorgesehen sind (insgesamt plant man eine Publikumsfläche von 3.000 Quadratmetern in der Neuen Burg) als Maßstab, könne man u.U. mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern und damit mit Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro auskommen.

Eine künstlerische Gestaltung bzw. Bespielung der Außenhaut einer solchen Halle nach vorherigem Wettbewerb könne außerdem Aufmerksamkeit und Attraktivität generieren, meint der Architekt, der auf die damit erzielten Erfolge am Karlsplatz und am Berliner Schlossplatz verweist. Die derzeit als Hundezone genutzte Fläche zwischen Äußerem Burgtor und Volksgarten, die Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) für ein "Haus der Zukunft" ins Spiel gebracht hatte, hält Krischanitz für absolut geeignet, auch eine Einbeziehung des Burgtors wäre kein Problem. Die von Mahrer angeregte Holzbauweise sei übrigens absolut bedenkenswert: "Da lässt auch die Wiener Bauordnung relativ viel zu. Mit Holz kann man relativ viel machen - und es wäre auch relativ günstig." Ob sich Adolf Krischanitz bei einem allfälligen Wettbewerb beteiligen würde? "Klar. Diese Aufgabe würde jeden reizen."