Mysterienspiele, Darstellungen religiöser Glaubensinhalte. Eine Theatertradition, die bis ins antike Griechenland zurück geht und in Kirchenräumen angesiedelt ist. In Salzburg denkt man dabei zwangsläufig an den "Jedermann". Jetzt aber das Gleichnis vom verlorenen Sohn, nicht am Domplatz, sondern in der Kollegienkirche. Michael Bleiziffer nutzt den atmosphärischen und geschichtsträchtigen Ort bestens und lässt Darsteller und Musiker auf, hinter und vor der Holzbühne im Altarraum auftreten.

Alleine die Akustik der hohen Kirchenräume lässt die Musik schon sakral anmuten. Wilfried Hillers Komposition gibt zusätzlich Hinweise auf die Kirchenmusik, gemischt mit Minnesang. Sopranistin Ayse Senogul kommentiert singend die Handlung und lässt ihre klare Sopranstimme durch den Raum hallen. Wie auch die Inszenierung arbeitet die Komposition viel mit der akustischen Raumwirkung.

Die Handlung, angesiedelt in der Zeit der Lutherischen Kirchenreform, beweist klare Struktur. Clemens Ansorg zeigt als Verlorener Sohn eine Entwicklung vom verwöhnten, übermütigen Burschen zum gebrochenen Mann. An seiner Seite stets Widergeist ist Axel Meinhardt, der die Verlockungen des Lebens nicht teuflischer anpreisen könnte. Dazwischen Walter Sachs als Vater und hinterlistiger Wirt, der dem Verlorenen Sohn mit der Hilfe schöner Frauen (Sofie Gross und Elisa Afie Agbaglah) das Erbe abluchst. Spielführer Sascha Oskar Weis leitet mit vollem Körpereinsatz durch die Handlung und gibt dem Publikum letztlich mahnende Worte mit. Eine Moral soll schließlich gelehrt werden.

Wenn auch nur von kurzer Dauer, so lässt das Stück einen doch mit vielen Eindrücken zurück. Der lange und doch bedächtige Applaus zeigt, dass das Gleichnis die Zuschauer wohl zum Nachdenken angeregt hat. Das Ziel des Mysterienspiels wäre damit erreicht.