"Unsere Gegenwart ist noch verrückter, als wir ohnehin glauben. Und es gibt die andere, verborgene und faszinierende Seite unserer scheinbaren Normalität - wir müssen nur genau hinschauen. Das zeigt Clemens J. Setz mit seinem 1000-seitigen Roman 'Die Stunde zwischen Frau und Gitarre'", heißt es in der Begründung der Jury. "Hier entwirft der 33-jährige österreichische Autor eine neue, verstörende und zugleich hochkomische Dimension unserer Realität - von der man am Ende nicht weiß, ob sie den Kern unseres Daseins ausmacht."

Setz führe "mitten hinein in zentrale Fragen unsere Gegenwart: was ist krank und was ist normal, was real, was eingebildet, was ist menschlich, was ist technisch, wo verschwimmen die Grenzen zwischen beiden?" Der Autor unterlaufe "mit einer Ästhetik der Drastik (...) moralische Üblichkeiten, alles Eindeutige und Erwartbare. Und das erwartbar Provokative gleich mit. Die Gegenwart erscheint einem neu und anders nach der Lektüre: Das Verrückte ist normal, das Normale verrückt. Und manchmal rührt es direkt ans Herz, wie verrutscht der Mensch in seiner selbstgeschaffenen Welt ist", so die Jury.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Ralf Rothmann, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht und Thomas Hettche.