"Es wird der Zivilgesellschaft so schwer gemacht, Flüchtlingen zu helfen. Ich verstehe diese Bürokratie nicht", ärgert sich die Schauspielerin Ursula Strauss über den politischen Umgang mit der Flüchtlingskrise. "Ich höre immer nur den Satz 'Wir treffen uns jetzt zu wichtigen Gesprächen'", sagt sie im APA-Gespräch. "Ich habe das Gefühl, das wiederholt sich wie ein Mantra wöchentlich."

Sie verstehe nicht, warum Entscheidungen so lange dauern. "Es ist ja schon ganz lange klar, dass das auf uns zukommen wird. Aber ich habe das Gefühl, es gibt vonseiten der Politik immer nur Ersatzhandlungen." Sie könne das Unbehagen einzelner Menschen zwar nachvollziehen, aber Angst sei nicht der richtige Zugang. "Ich glaube nicht, dass ein Verschließen der Augen, der Herzen und der Grenzen uns weiterbringen wird."

Überwältigt ist sie von der Hilfsbereitschaft der Zivilgesellschaft. "Ich glaube, dass den Menschen, sobald sie einander gegenüber stehen, viel klarer wird, was das bedeutet und wie schrecklich die Situation der Geflüchteten ist und sie nicht kommen, um uns etwas wegzunehmen." So sieht Strauss nicht ein, warum der Arbeitsmarkt nicht geöffnet wird. Jetzt gehe es darum, Erste Hilfe zu leisten und die Menschen so schnell wie möglich zu integrieren. "Wir in Europa haben uns etwas erarbeitet und hängen uns auf die Fahnen, dass jeder Mensch in Freiheit leben soll. Hört das bei einer Grenze auf? Wenn das so weiter geht, nehmen wir uns selbst die Glaubwürdigkeit."

Andreas Lust
Andreas Lust © EPA

Als "beschämend" bezeichnet auch ihr heimischer Schauspielkollege Andreas Lust das Verhalten der Politik. "Die Grenzen sind erst in dem Moment aufgegangen, als klar war, dass die Flüchtlinge eh nicht in Österreich bleiben wollen. Und dann schreiben sich die Entscheidungsträger die Solidarität groß auf die Fahnen", betonte der Wahlberliner, der mit Strauss u.a. in der ORF-Serie "Schnell ermittelt" und in Götz Spielmanns "Revanche" mitwirkte, im APA-Gespräch. "Diese Falschheit, dieses Nichtreagieren ist noch nie so deutlich geworden wie jetzt." Auf die Politiker "Druck zu machen", halte er dementsprechend für das Wichtigste. "Es ist toll und wichtig, dass die Zivilgesellschaft hilft, aber schließlich und endlich müssen Staaten reagieren."

Daniel Brühl
Daniel Brühl © APA/GEORG HOCHMUTH

Auch der deutsche Erfolgsschauspieler Daniel Brühl sieht seine Heimat Deutschland in der Pflicht, den Flüchtlingen zu helfen: "Man hat als Land, das seit Jahrzehnten einen Wohlstand hat, der seines Gleichen sucht, eine Verpflichtung, diesen Menschen zu helfen." Zugleich vermisst der 37-Jährige noch eine Langfriststrategie der Europäischen Union, wie er kürzlich gegenüber der APA unterstrich: "Auf lange Sicht hin muss sich ganz Europa darum kümmern, sich auch in den Herkunftsländern zu engagieren, denn die Menschen wollen ja nicht aus ihrer Heimat weg. Die wollen eigentlich bei sich bleiben, aber sie können dort nicht leben." In jedem Falle sehe Europa einer turbulenten Phase entgegen: "Es sind alles andere als rosige Zeiten."