Baumlang steht ein junger Kerl in anonymer Soldatenkluft ganz vorn an der Rampe - von hinten bedrohlich umzingelt von spitzzackigen, gleißenden Granitblöcken. Durch die Luft klopfen und pfeifen, zischen und rattern abstrakte Geräusche. Und auch den Mann hält es nicht lange in seiner Starre. Atemlos erzählt er seine Geschichte, rast über die Bühne, wirft sich zu Boden oder wischt sich den Angstschweiß vom Gesicht, aus dem seine blauen Augen verstört starren. Kein Zweifel: Es ist die Stunde des Robert Stadlober, der sich beim Solo als Titelheld in Michael Morpurgos Antikriegs-Stück "Private Peaceful" (Gefreiter Peaceful) förmlich die Seele aus dem Leib spielt.

Bei der deutschsprachigen Erstaufführung des englischen Stoffs in der Bearbeitung durch Simon Reade in den Hamburger Kammerspielen ließen sich die Zuschauer von Stadlobers intensiver Darbietung in den Bann ziehen. Am Ende spendeten etliche Beifall im Stehen. Der österreichische Filmstar (33, "Sonnenallee", "Crazy"), für seine langjährige Theaterarbeit weniger bekannt, hat die Aufführung auch gemeinsam mit Martin Dueller inszeniert.

Landsmann Andreas Spechtl von der Rockgruppe "Ja, Panik" schuf dafür eine kongeniale synthetische Tonkulisse, die er jeweils live, aber nie platt-direkt in Reaktion auf Stadlober variiert. Die kalt und verlassen anmutende Bühnenausstattung stammt von Astrid Noventa.

"Sterben, das ist hier kein Thema. Auch wenn es natürlich nur darum geht", stammelt Thomas "Tommo" Peaceful einmal, der sich wie sein Bruder Charlie einst freiwillig für den Ersten Weltkrieg gemeldet hat. Alles Grauen, die Langeweile in den matschigen, von Ratten und Läusen heimgesuchten Schützengräben, die Angriffe der schweren Artillerie, die Exekutionen der Fahnenflüchtigen ruft der Gefreite noch einmal in Erinnerung, bevor er wegen Befehlsverweigerung vor ein Kriegsgericht gestellt werden soll. Morpurgos 2003 veröffentlichtes Jugendbuch wurde in Großbritannien 2012 mit George MacKay in der Titelrolle verfilmt.