Der opulente, 968 Seiten starke und als Nachschlagewerk konzipierte Band "Hermann Nitsch - Das Gesamtkunstwerk des Orgien Mysterien Theaters" ist nach über dreijähriger Vorbereitung in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler von Museumsleiter Michael Karrer herausgegeben worden. Ins Zustandekommen des Buches sei "viel Herzblut geschüttet" worden, meinte ORF-Moderatorin Judith Weissenböck, die durch den Abend führte.

Nitsch selbst relativiert den Anspruch auf eine Gesamtschau seines Schaffens: "Ein Künstler, der glaubt, er hat sein Werk vollendet, der kennt sich nicht. Ich hab gemerkt, was ich noch zu tun hab: Das wird die letzte Fassung des Sechs-Tage-Spiels in Prinzendorf in zwei Jahren." Was er bisher geboten habe, seien nur Ansätze gewesen, übte sich Nitsch in Understatement und räumte doch illusionslos ein: "Es kommt dann der Freund Tod und simuliert einen Abschluss."

Über 200 Besucher entboten dem Jubilar ihre Geburtstagswünsche, darunter seitens des Landes NÖ, das die Publikation gefördert hat, Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP): "Ein Land zeigt Flagge, wenn es zu seinen Künstlern steht." Nitsch sei künstlerisch ein "global player", aber stark in Niederösterreich verwurzelt. "Das macht uns wirklich stolz", so Schwarz.

Nachdem Michael Rosenberg einige Texte aus dem Band vorgetragen hatte, wurde eine Riesentorte im Design des Buches angerollt. Dann wurde auf das Geburtstagskind angestoßen. "Trinken ist wichtiger als Anstoßen", mahnte Nitsch und machte sich geduldig ans Signieren.

Hermann Nitsch, geboren 1938 in Wien, ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus. Das Orgien Mysterien Theater ist sein Opus Magnum und führte bis dato zur Realisierung von 144 Aktionen. Das Nitsch-Museum wurde 2007 in Mistelbach eröffnet, das Atelier befindet sich im Schloss Prinzendorf, wo Nitsch lebt und arbeitet.