Die Twitteria ist empört: "Enttäuschung des Tages: Deutschland geht des sicheren Weg" so ein Kommentar zur Entscheidung der deutschen Oscar-Kommission. Oder:  "Mit "Labyrinth des Schweigens" tritt nicht nur ein flacher, sondern auch der falsche Film für die Oscars an!"

Viele hatten Sebastian Schippers Erfolgsfilm "Victoria" favorisiert. Aber eine Hürde schien der deutschen Oscar-Jury wohl unüberwindlich auf dem Weg zum Oscar in der Kategorie "Bester nicht englischsprachiger abendfüllender Kinofilm": In "Victoria", gedreht in einer einzigen langen Einstellung, wird zu 49 Prozent Englisch gesprochen, von der Academy sind in der Kategorie aber nur 40 Prozent erlaubt. "Es lag keine Ausnahmegenehmigung vor", sagte Jurysprecherin Dagmar Hirtz am Donnerstag in München.

Berlinale-Bär und sechs deutsche Filmpreise für
Berlinale-Bär und sechs deutsche Filmpreise für "Victoria" - aber keine Oscar-Ehren © APA/EPA/SENATOR FILM VERLEIH / H

Der ausgewählte deutsche Oscar-Kandidat, Guido Ricciarellis "Im Labyrinth des Schweigens" über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse, muss aber auch noch etliche Hürden nehmen, um tatsächlich für den Auslandsoscar nominiert zu werden: Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles wählt aus den Einsendungen aus allen Ländern die fünf Nominierten aus.

In Österreich entscheidet der Fachverband der Film- und Musikindustrie erst in der kommenden Woche über den Kandidaten für die Oscars, die am 28. Februar 2016 vergeben werden. Die Schweiz hat sich bereits festgelegt: auf die Doku "Iraqi Odyssey" des gebürtigen Irakers Samir. "Ein fesselndes Werk voller Fabulierlust, das mit der 3D Technik eine visuell stringente, neue Dimension des dokumentarischen Erzählens eröffnet. Aus einer Familiengeschichte wird Weltgeschichte", befand die Schweizer Jury. In dem Dokumentarfilm fächert Samir mithilfe seiner in der ganzen Welt verstreuten Familie die jüngere Geschichte des Iraks auf. Das Frappierende daran: Das heute so rückständig wirkende Land war bis
vor wenigen Jahrzehnten prosperierend und modern.

Ehren-Oscars

Um diese Preise muss jedenfalls nicht gestritten werden. Der US-Regisseur Spike Lee (58) und die Schauspielerin Gena Rowlands (85) werden im November mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet. Auch die Schauspielerin Debbie Reynolds (83) soll geehrt werden. Reynolds, als Partnerin Gene Kellys in "Singin' in the Rain" berühmt geworden, erhält bei der Vergabe der "Governors Awards" den Jean-Hersholt-Preis für ihr humanitäres Engagement. Die feierliche Gala findet am 14. November in Hollywood statt. Die Vergabe der Ehren-Oscars wurde 2009 erstmals von der normalen Oscar-Show im Frühjahr abgekoppelt.

Ehren-Oscar für Spike Lee
Ehren-Oscar für Spike Lee © AP

Lee, der sich als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler vor allem um den Independent Film verdient machte, ist für Filme wie "Jungle Fever", "Malcom X" und "Inside Man" bekannt. Hollywood-Veteranin Rowlands wirkte in über 40 Spielfilmen mit, darunter in den Klassikern "Eine Frau unter Einfluss" oder "Gloria, die Gangsterbraut" ihres Ehemanns John Cassavetes  - sowie in "Wie ein einziger Tag", bei dem ihr Sohn Nick Cassavetes Regie führte.

Ehren-Oscar für Gena Rowlands
Ehren-Oscar für Gena Rowlands © Chris Pizzello/Invision/AP

Reynolds, die auch mit Filmen wie "Tammy" und "Goldgräber-Molly" weitere Erfolge feierte, engagiert sich heut in einer Stiftung, die psychisch Kranke unterstützt.

Im vorigen Jahr zählten unter anderem der US-Schauspieler und Musiker Harry Belafonte (88), der französische Drehbuchautor Jean-Claude Carriere (83) und die irisch-amerikanische Schauspielerin Maureen O'Hara (95) zu den Preisträgern.