Eigentlich, so hat Jon Stewart einmal gesagt, habe er den "perfektesten Job der Welt". Seit 16 Jahren moderiert der 52-Jährige die "Daily Show" beim US-Nischensender Comedy Central und ist über die Zeit zum Weltstar, unerbitterlichen Kritiker von Medien und Politik und linkem Gewissen der USA geworden.

Rund zwei Millionen Menschen schalten die Satire-Comedy-Nachrichtensendung, deren Konzept etwa in Deutschland von der "heute-show" übernommen wurde, viermal die Woche ein, Millionen weitere schauen weltweit im Internet. Präsident Barack Obama und so ziemlich jeder Hollywoodstar, Autor und bekannte Musiker war schon zu Gast, die Kritiker lieben Stewart und verliehen ihm mehr als ein Dutzend Emmys - und doch moderiert er an diesem Donnerstag (6. August) seine "Daily Show" zum allerletzten Mal.

Die Entscheidung sei lange in ihm gereift, sagte der Moderator, der aus dem US-Bundesstaat New Jersey stammt und über Stand-up-Comedy und eine Show bei MTV zur "Daily Show" kam, vor kurzem dem britischen "Guardian". "Es ist nicht so, dass ich dachte, die Show würde nicht mehr funktionieren, oder dass ich nicht mehr wusste, wie ich sie machen soll. Es war mehr so, dass ich dachte, es funktioniert, aber ich ziehe nicht mehr dieselbe Befriedigung daraus."

Als er seinen Abschied im Februar in der Show verkündete, kamen ihm aber doch die Tränen. "Was ist das für eine Flüssigkeit? Was sind das für Gefühle?", witzelte Stewart und wurde dann ernst. "Ich werde es vermissen, jeden Tag hier herzukommen. Ich liebe die Leute. Aber mein Herz sagt mir, es ist Zeit, dass ein Anderer die Chance bekommt."

Der Name dieses Anderen wurde nur kurze Zeit später bekanntgegeben und überraschte viele: Trevor Noah, ein südafrikanischer Comedy-Star, der in den USA bislang nur aus einigen wenigen Auftritten in der "Daily Show" bekannt ist. Als "unglaublich rücksichtsvoll, aufmerksam und lustig" beschreibt ihn Stewart.

Fans warten gespannt auf die erste Moderation des Südafrikaners am 28. September - aber vor allem vermissen sie Stewart schon jetzt. Als "wohl unersetzlich" beschreibt die "Variety" den Moderator. "Wahrscheinlich wird es nicht mehr so viele geben, die ihm Konkurrenz machen können." Der britische "Guardian" beklagt das "Ende einer Ära".

Für viele gerade jüngere Zuschauer hatte sich Stewart in den letzten Jahren immer mehr zur Hauptnachrichtenquelle entwickelt. Er zeigte TV-Ausschnitte, kommentierte und ordnete ein. Er machte Comedy - aber bei tragischen Ereignissen wie Amokläufen hielt er inne und trug ernste und eindringliche Ansprachen vor. Bei Interviews hakte er hart und unnachgiebig nach, und er scheute sich nie, auch undankbare oder extrem komplizierte Themen anzufassen.

Republikaner warfen ihm immer wieder seine offen demokratische Einstellung und daraus resultierende harsche Kritik am konservativen TV-Sender Fox News vor, aber Stewart ließ auch eher linksgerichteten Sendern nichts durchgehen. In den vergangenen Wochen war der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump liebstes Spott-Ziel des Moderators. Dessen Kandidatur sei wie ein Abschiedsgeschenk für ihn, sagte er.

CHRISTINA HORSTEN/DPA