Den dort wartenden Journalisten sagte der in Peking gestartete Ai, er habe "derzeit keine Pläne". Er wolle seinen in Berlin lebenden sechsjährigen Sohn nicht warten lassen, der gekommen sei, um ihn am Flughafen abzuholen.

Er habe ihn "jahrelang nicht mehr gesehen. Nach einigen Treffen und einem Arztbesuch in München werde er "in ein paar Tagen" nach Berlin reisen, sagte Ai. Auch eine Reise nach London sei nicht ausgeschlossen, falls er dafür ein Visum bekomme. Ai hatte erst kürzlich seinen Pass von den chinesischen Behörden zurückerhalten und ein Visum für Deutschland bekommen. Den Münchner Flughafen verließ er in Begleitung seines Sohnes.

Gastprofessur in Berlin

Ai ist als offen regierungskritischer Künstler bekannt. Unter anderem war er 2011 insgesamt 81 Tage lang an einem unbekannten Ort festgehalten worden. Die chinesischen Behörden, die ihm Steuerbetrug vorwerfen, behielten danach seinen Pass ein. Ais Werke wurden seither zwar dennoch weltweit gezeigt, doch der Künstler konnte selbst bei den Ausstellungen nicht anwesend sein.

In Berlin könnte Ai an der Universität der Künste (UdK) eine von der Einstein-Stiftung finanzierte, dreijährige Gastprofessur antreten. Die Stelle stehe nach wie vor für Ai bereit und könne wenn nötig schon zum kommenden Wintersemester anlaufen, hatte ein UdK-Sprecher am Montag gesagt.

London bezieht Stellung zur Visum-Vergabe

London hat Angaben des chinesischen Künstlers und Dissidenten Ai Weiwei zur Ausgabe eines Visums für Großbritannien zurückgewiesen. Berichte, dass Ai das von ihm gewünschte Visum verwehrt worden sei, seien "nicht korrekt", erklärte das britische Innenministerium am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.

Der Künstler habe ein Visum erhalten, das ihm die Einreise nach Großbritannien erlaube, hieß es. Und zwar "für die gesamte Aufenthaltsdauer, die er beantragt hat".

Ai hatte am Donnerstag erklärt, dass die britische Botschaft in Peking ihm vorgeworfen habe, eine "strafrechtliche Verurteilung" in seinem Visumantrag verschwiegen zu haben. Der Künstler veröffentlichte im Internet einen Brief der Visa-Abteilung, die ihm nach eigenen Aussagen dennoch "ausnahmsweise" ein Visum für 20 Tage im September gewährte - statt eines sechsmonatigen Visums.