Lianne La Havas ist eine Soulsängerin aus London, die wenig von Genregrenzen hält. "Es gibt viel bei mir zu entdecken. Das macht mich interessant... vielleicht", lachte die 25-Jährige im Interview. Das neue, am Freitag erscheinende Album "Blood" (Warner) konnte den Durchbruch außerhalb der Heimat bringen. "Ich wollte etwas schaffen, das bemerkt wird, das man sich merkt", betonte La Havas.

Das Debüt "Is Your Love Big Enough?" landete 2012 auf Platz drei der britischen Charts und erzielte in Europa einige Achtungserfolge. Der Nachfolger zeigt, dass die junge Frau noch einiges im Talon und sich nicht selbst wiederholt hat: "Ich wollte eine andere Seite meiner Vorlieben zeigen. Außerdem wollte ich Dinge ausprobieren, die ich bisher noch nicht ausprobiert habe, mit Leuten arbeiten, mit denen ich noch nie gearbeitet habe. Da sind interessante Dinge rausgekommen", so La Havas.

Ausgangspunkt von "Blood" war eine Reise in die Heimat ihrer Mutter, berichtete die Tochter einer Jamaikanerin und eines Griechen. "Für mich war das eigentlich nur ein Urlaub. Aber nach meiner Rückkehr habe ich realisiert, was es für mich bedeutet, gemischter Herkunft zu sein. Und, dass ich stolz darauf bin. Das wollte ich ein wenig thematisieren. Es war inspirierend, wie die Leute in Jamaika Musik als wesentlichen Bestandteil ihres Lebens verstehen, nicht nur die Musiker."

Manchmal verließ sich die Sängerin und Multiinstrumentalistin auf traditionelle Songschreibertechniken, dann wieder gönnte sie dem kreativen Prozess "mehr Freiheiten", wie sie sagte. Vielleicht führte das dazu, dass "Blood" potenzielle Hits, aber auch klassische Albumtracks enthält. Einen starren Plan gibt es bei den Aufnahmen ohnehin nicht: "Viel hängt davon ab, wie ich mich am jeweiligen Tag im Studio fühle."

Für ein Rascheln im englischen Blätterwald hat ein gemeinsamer Auftritt mit Prince gesorgt, dem eine Zusammenarbeit folgte. "Er ist eine der modernen Ikonen. Ihn zu kennen, mit ihm zu arbeiten, das ist eine Ehre. Es war inspirierend, man kann viel von ihm lernen. Er ist immer noch einer der besten Live-Performer."

Gelernt hat die Soul-Lady auch von Paloma Faith, die sie als Backgroundsängerin auf Tournee begleitete. "Man kann sich natürlich etwas von anderen Künstlern abschauen, aber letztendlich muss man seine eigenen Erfahrungen machen. Man muss seine eigene Sache durchziehen", meinte Lianne La Havas darauf angesprochen. "Mittlerweile weiß ich, was ich kann und will. Das macht selbstbewusst."

Als persönlichen Lieblingssong auf "Blood" bezeichnete die Künstlerin "Green and Gold": "Das ist der sentimentalste Track. Auf ihn bezieht sich auch der Name der Platte. Der Song blickt nostalgisch auf mein Heranwachsen. Alle meine Texte sind sehr persönlich. Dieses Lied handelt von meinen Eltern. Meine Mama mag es, das macht mich stolz."

Wolfgang Hauptmann