Als ein eigenwilliges Künstlerdrama zwischen Spoken-Word-Performance, Clownspiel und Ballonfahrt ist Montagabend Goethes Trauerspiel "Clavigo" bei den Salzburger Festspielen zur Premiere gebracht worden. Die Inszenierung von Stephan Kimmig wurde im Landestheater nach zwei Stunden mit eher zaghaftem Applaus, durchsetzt von Buhs und Bravos, bedacht.

Kimmig hat in dieser Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin nicht nur die Figuren mit Vertretern des jeweils anderen Geschlechts besetzt - Susanne Wolff spielt die Titelfigur Clavigo, Marcel Kohler seine von ihm sitzen gelassene Braut Marie Beaumarchais und Kathleen Morgeneyer ihren dafür Rache nehmenden Bruder -, sondern auch sonst keinen Stein auf dem anderen gelassen.

Susanne Wolff als 'Clavigo', projeziert auf den Bühnenvorhang
Susanne Wolff als 'Clavigo', projeziert auf den Bühnenvorhang © APA/BARBARA GINDL

Goethes Text ist auf ein Minimum reduziert, dafür finden sich weitere Texte und auch Goethes kurz nach "Clavigo" entstandenes derbes Mini-Drama "Hanswursts Hochzeit" eingearbeitet. Im Zentrum des rätselhaften und langatmigen Abends steht jedoch der Versuch, eine radikale Kunst-Position von heute zu definieren, die Kimmig offenbar irgendwo zwischen Jeff Koons und Madonna, der Zirkuskuppel und der Saatchi Gallery zu orten scheint. Die Mehrheit des Premierenpublikums dieser ersten Schauspiel-Neuproduktion der Salzburger Festspiele 2015 reagierte jedoch ratlos.