Ja schon, Netrebko sang gleich zu Beginn, eine Arie aus "Dido und Aeneas" von Händel. Wie gewohnt groß, strahlend und mit einzigartig goldenem Patina in der Stimme. Applaus. Und dann war sie weg, weder vor der Pause noch am Schluss tauchte die russische Österreicherin wieder auf, von gemeinsamem Singen mit ihren Freunden und Kollegen beim "Festkonzert zur Anrufung aller Götter", gestern, Montagabend, war gar keine Rede.

Ähnlich bemerkenswert wirkte die Performance von Christopher Maltman. Der Brite wird - genau wie Bartoli und Countertenor Andreas Scholl - von der Nachmittagsvorstellung der heurigen Pfingstoper "Iphigenie en Tauride" müde gewesen sein. Aber in alltäglichen, zerdrückten Straßen-Kleidern aufzutreten, während die Orchestermusiker und Chorsänger in Frack und Abendkleidung auf der Bühne sitzen, ist schon ein deutliches Zeichen. Auch Andreas Scholl war gekleidet wie für eine Probe, aber er sang dafür mehrmals und wunderschön. "Ombra mai fu" aus der Händel-Oper "Serse" etwa entschädigte für so manchen ästhetisch und auch musikalisch wenig engagierten Beitrag.

Juan Diego Florez versuchte, mit Arien aus Glucks "Orphee et Eurydice" und Offenbachs "La belle Helene" Stimmung zu machen. Vor allem im herzzerreißend innigen "J`ai perdu mon Euridice" aber wurde offensichtlich, dass geschmetterte Lautstärke zwar bei Liebhabern von tenoresquer Heldenattitüde Sympathiepunkte bringen kann. Aber den Charakter dieser Musik hat es glatt verfehlt. Immerhin, Florez hat wenigstens versucht, das Publikum zu unterhalten.

Sympathisch und musikalisch passend war der Beitrag von Marianne Crebassa, die Französin lies Charmantes aus Offenbachs Operette "La belle Helene" hören. Aber was die Stimmung im Saal betraf, so war es dem Cancan vorbehalten, das Festpublikum aus der Reserve zu locken. Bei dieser unverwüstlichen französischen Revuemusik zum Beine Schwingen ließen sich die Festgäste wenigstens ein paar Takte lang zum Mitklatschen bewegen.

Versöhnliches zum Abschluss der Pfingstfestspiele 2015 und zugleich dieses überwiegend freudlosen Festkonzertes mit Topstars der Opernbühne muss über das Orchester und den Chor gesagt werden. Die durch Gastmusiker verstärkte Camerata Salzburg und der Salzburger Bachchor agierten unter der Leitung von Louis Langree in vielen Ouvertüren und vokalen Gustostückerln knackig, frisch, engagiert und tänzerisch lustvoll. Ja, die Tutti-Musiker haben den Starsolisten an diesem Abend eindeutig den Rang abgelaufen.

Insgesamt verzeichneten die Pfingstfestspiele 2015 93 Prozent Gesamtauslastung bei 12.650 Besuchern aus 48 Nationen. Erfreulich sei der besonders hohe Anteil des Stammpublikums, hieß es am Montag in einer Bilanz der Veranstalter.