Manu Delago ist ein Musiker, dessen Name wohl ebenso wenigen Leuten bekannt sein dürfte, wie der seines exotischen Instruments "Hang". Diesen Umständen zum Trotz kann der Österreicher jedoch längst ein internationales Standing vorweisen. Mit ein Grund dafür ist unter anderem, dass Björk den 30-Jährigen, der im April sein Album "Silver Kobalt" (Tru Thoughts) veröffentlicht hat, kennt und schätzt.

Das Hang, das um die Jahrtausendwende herum entstand, ist ein linsenförmiges, hohles, aus Metall hergestelltes Instrument mit rund einem halbem Meter Durchmesser. "Ich hab davon 2003 in Tirol das erste Mal gehört. Seit ich in London lebe, ist es zu einem Hauptinstrument für mich geworden, das ich inzwischen fast seit zwölf Jahren spiele", erklärt der seit 2007 in London ansässige Musiker im Gespräch mit der APA.

Ein relativ bekanntes YouTube-Video, auf dem Delago die Erfindung aus der Schweiz spielt, hat vor fünf Jahren auch die Aufmerksamkeit der isländischen Künstlerin geweckt. "Björk hat mich 2010 kontaktiert, nachdem sie 'Mono Desire' gesehen hat. Es folgte eine Einladung, auf dem 2011 erschienen Album 'Biophilia' mitzuspielen. 2011 bis 2013 war ich auch bei der darauf folgenden Tour dabei. In ihrer Band spiele ich inzwischen neben dem Hang noch elektronisches Schlagzeug und ein wenig Marimba", so der Innsbrucker, der unter anderem auch als Solist für das London Symphony Orchestra oder für Anoushka Shankar tätig war.

Delago ist also ein gefragter Sidemen, rund 60 Prozent seiner Zeit kann er laut seiner Einschätzung aber für seine eigenen Projekte nutzen. "Ich schreibe Musik zum Zwecke der Musik selbst. Mir ist es wichtig, dass sie kreativ, innovativ und neu ist und dass ich dem Publikum etwas gebe, das es so noch nicht gehört hat", definiert er seinen Ansatz als Künstler.

Auf dem neuen Album bedeutet das eine gelungene, genreübergreifende Mischung aus sphärischen Klängen, die in Percussion eingebettet sind. Das Thema Rhythmus ist dabei wieder sehr präsent, erklärt Delago: "Ich habe als Teenager viel rhythmische Musik gespielt und bin durch das Hang in sphärischeren Schichten angekommen - auf 'Silver Kobalt' vereinen sich nun diese beiden Elemente wieder mehr als je zuvor. Es ist eine Weiterführung des Vorgängers und enthält klassische Elemente wie Fagott oder Geige und auch das Akkordeon kommt vor. In Szene gesetzt wird all das mit elektronischen Beats. Ich mag diese Clashes."

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Delago fühlt sich in seiner Arbeit keinem Stil verpflichtet: "Percussion und Schlagzeug sind eine Instrumentenfamilie, die sich durch alle Genres bewegt - und das Hang ist ohnehin ein Instrument, das sich keiner Tradition zuordnen lässt. Daher ergibt sich kein Grund, mich einem Genre zu widmen, sondern ich genieße die Abwechslung."

Diese Abwechslung stellt auch auf seiner aktuellen Europatour eine fixe Größe dar. Für die Bühnenauftritte werden die Tracks dahin gehend adaptiert, dass man gänzlich ohne Playbacks auskommt. Auf fixe Setlists wird bei Delago und seiner dreiköpfigen Begleitband ebenfalls verzichtet. "Wir spielen in 50 Tagen an die 40 Konzerte. Da ist es schon für uns selbst wichtig, dass uns nicht langweilig wird", und so wird es bei einigen Auftritten auch unterschiedliche Gastmusiker geben.

Wie es mit Delagos Karriere weitergehen wird, weiß der Musiker hingegen nicht: "Ich will das gar nicht definieren. Ich habe mir früher Ziele gesetzt und bin aber ständig über diese hinausgeschossen. Ich will nur eigene Musik machen, solange ich Ideen habe. Mein einziger Wunsch ist, dass mir diese nicht ausgehen und ich weiterhin mit anderen interessanten Künstlern zu tun habe."

Interview: Andreas Westphal/APA

Barcelona Gipsy Klezmer Orchestra
Barcelona Gipsy Klezmer Orchestra © KK