Es erwies sich als Glücksfall, Kurz nicht nur die Inszenierung sondern auch Choreografie und Ausstattung anzuvertrauen. Sie schuf auf diese Art ein Gesamtkunstwerk, dessen Bilder in Erinnerung bleiben.

Lediglich drei Sänger tragen die Handlung, die auf eine Liebesgeschichte aus dem 12. Jahrhundert zurückgeht: der unglückliche aquitanische Troubadour Jaufre Rudel erfährt durch einen geheimnisvollen Pilger von der schönen Clemence, Gräfin von Tripoli, und entbrennt in Liebe zur "fernen Geliebten". Schließlich bricht er auf zu ihr, erkrankt aber vor Angst und Zweifeln bei der Überfahrt auf dem Meer, er erreicht die Geliebte und stirbt in ihren Armen.

Regisseurin Daniela Kurz stellt dem Liebespaar ein Tanzpaar zur Seite - großartig Bonnie Paskas und Samuel Delvaux -, das die Gefühle der beiden in faszinierender Choreografie umsetzt. Damit gewinnt die eher knappe Handlung an Bewegung und Intensität. Auf der nur mit wenigen schiefen Ebenen gestalteten, dunklen Bühne mit einigen hellen und roten Flächen, bringen auch die Kostüme Gefühle zum Ausdruck: zunächst weiß für den Troubadour und schwarz für die Gräfin, gehen sie schließlich in einheitliches Rot über. Die Bedeutung ist nachvollziehbar.

Musikalisch kann die im Jahr 2000 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführte Oper die Nähe der Komponistin zur elektronischen Musik nicht verbergen. Kaija Saariaho (62) hat 1989 einen Preis bei der Linzer Ars Electronica gewonnen. Für "L'amour de loin" setzt sie aber das klassische Orchester ein, wobei nahezu die Hälfte des Orchestergrabens von einer Vielzahl an Schlagwerk mit Xylophonen und Marimbaphonen eingenommen wird.

Unter der musikalischen Leitung von Kasper de Roo lässt das Bruckner Orchester Linz einmal mehr seine hohe Qualität hören. Weithin breitet Saariaho Klangflächen aus, über denen sich die Stimmen der drei Solisten entwickeln. Nachhaltigen Eindruck - auch in der Visualisierung auf der Bühne - hinterlässt der Sturm bei der Überfahrt auf dem Meer. Bravourös meistern Gotho Griesmeier (Clemence), Martha Hirschmann (Pilger) und Martin Achrainer (Troubadour Jaufre) die enormen gesanglichen Herausforderungen der Oper. Der Chor des Landestheaters hat unsichtbar Anteil am Erfolg der Aufführung, zu dem auch das Bewegungsensemble beiträgt.