Dabei zeigte sich Carreras bei diesem einzigen Konzert in Österreich im Rahmen der aktuellen Tournee "A Life in Music" keineswegs amtsmüde. Seine Bühnenpräsenz ist ungeschmälert phänomenal, er schaut fesch wie immer aus, und dass er altersbedingt stimmlich schon eher ein Bariton denn der einstige "Ritter des hohen C" ist, sieht man ihm unschwer nach.

Ernst und konzentriert erschien Carreras auf dem Podium, er ist nicht der Strahlemann, der sein Publikum geradezu umarmen möchte. Und von Ernst, Schwermut, Sehnsucht und Trauer war auch das Programm des Abends bestimmt, das Carreras mit beeindruckender Intensität und heldischem Organ präsentierte. Er scheute sich nicht, außer Leoncavallo, Puccini oder Tosti auch weniger bekannte Komponisten zu präsentieren, wie Derevitsky, Valente, Rendine oder Cardillo. Mangels einer ausreichenden Anzahl an Programmheften blieben Komponisten und Titel einem großen Teil des Publikums allerdings unbekannt.

Abwechslung im Programm brachte die russische Mezzosopranistin Margarita Gritskova mit Werken von Rossini, Debussy, Rachmaninov u.a., strahlend und höhensicher präsentiert und neben solistischen Auftritten auch im Duett mit Carreras. Ungewöhnlich und etwas gewöhnungsbedürftig die instrumentale Begleitung, bestehend aus dem Pianisten Lorenzo Bavaj und einem Streichquartett. Der anfangs noch verhaltene Beifall steigerte sich - wie zu erwarten - bei den fünf Zugaben, die sich Carreras und Gritskova solistisch und gemeinsam teilten. Richtig aus dem Häuschen geriet das Publikum schlussendlich bei "Lippen schweigen" aus der "Lustigen Witwe".

Zum Abschied dann große und kleine Blumengebinde, Päckchen und Briefchen für Carreras und Standing Ovations, in erster Linie wohl für den Publikumsliebling.