1. Worum geht es im neuen "Tatort" aus Kiel?
ANTWORT: Ein verwahrloster Mann wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Das Opfer, Onno Steinhaus, hatte keine Freunde und keine Verwandten. Die einzigen, die ihn regelmäßig besuchten, war eine Gruppe Kinder. Das brisante daran: Onno Steinhaus war in der vergangenheit wegen Pädophilie vorbestraft. Die Kommissare Borowski (Axel Milberg) und Brandt (Sibel Kekilli) ermitteln bei den abgehärteten Jugendlichen, stoßen dort aber auf eine Wand des Schweigens. Auch der für das Grätzl zuständige Polizist Thorsten Rausch (Tom Wlaschiha) ist bei den Ermittlungen keine große Hilfe. Er hat ob der frustrierenden sozialen Zustände längst kapituliert.

2. Was hat es mit dem Titel "Kinder von Gaarden" auf sich?
ANTWORT: Gaarden ist ein Stadtteil von Kiel, der als sozialer Brennpunkt gilt. Früher hatten hier die großen Werften für viele Arbeitsplätze gesorgt, doch der Strukturwandel und die Verlagerung der Produktionsstätten nach Asien ließen soziale Probleme und eine hohe Arbeitslosenquote zurück. Gerade jener Bezirk, der sich früher als Arbeiterbezirk definierte, gilt nun als Arbeitslosenbezirk. In diesem insbesondere für Jugendliche giftigen Umfeld spielt der neue "Tatort" aus Kiel.

Das Kieler Team: Sarah Brandt (Sibel Kekilli) und Klaus Borowski (Axel Milberg)
Das Kieler Team: Sarah Brandt (Sibel Kekilli) und Klaus Borowski (Axel Milberg) © NDR/Schroeder

3. Wie spannend ist dieser "Tatort"?
ANTWORT: Die Spannung der Episode ergibt sich eher aus der Explosivität der sozialen Lage, als durch aufregende Ermittlungen. Dafür ist das Drehbuch von Eva und Volker Zahn leider zu einfach gestrickt.

4. Wie schlagen sich die Kieler Kommissare?
ANTWORT: Wenn eine neue "Tatort"-Episode aus Kiel ins Fernsehen kommt, steigt bei vielen eingefleischten Krimi-Fans die Erwartungshaltung. Die Figur des Klaus Borowoski, seine grantige und zugleich weiche Art, mag man eben. Während Axel Milberg auch dieses Mal einen gewohnt überzeugenden Borowoski gibt, neigt die Figur Sibel Kekillis, Sarah Brandt, diesmal durch ihre Naivität und entbehrliche Ausflüge in Jugenderinnerungen zu nerven. Brandt dürfte die alten Geschichten von "Rauschi" und "Knacki" gerne für sich behalten.

© NDR/Schroeder

5. Wie blutig ist die "Kinder von Gaarden"?
ANTWORT: Wer zu jenen Menschen zählt, die kein Blut sehen können, kann sich auf einen entspannten Fernsehabend freuen. Ein absolut unblutiger "Tatort".

6. Muss man am Sonntag einschalten?
ANTWORT: Ein solider Krimi, der sich mit einem überaus wichtigen und schwierigen Thema auseinandersetzt: Die moralische und soziale Verwahrlosung, die entsteht, wenn man Menschen unter widrigen Lebensverhältnissen der Hoffnungslosigkeit überlässt. Wer sich dafür interessiert und TV-Krimis mag, sollte den Kieler "Tatort" keinesfalls versäumen.