Sie sind der größte Winzer Wiens, besitzen das Kaufhaus Steffl auf der Kärntner Straße und haben mit den Vienna Capitals eine Eishockeymannschaft. Seit einigen Jahren verfügt die Hans Schmid Privatstiftung über die Rechte am Werk von Christine Lavant. Das Büchlein „Das Kind“ kommt am 20. März in den Buchhandel. Haben Sie schon hineingeschaut?
HANS SCHMID: Ja, es ist sehr schön geworden. Wie „Das Wechselbälgchen“, das wir auch verfilmen werden. Der Vertrag mit Julian Pölsler ist bereits unterschrieben. Seine Verfilmung von Marlen Haushofers „Die Wand“ hat mir so gut gefallen. Für „Das Wechselbälgchen“ schreibt Pölsler das Drehbuch. Das ist ja ein ungeheurer Stoff. Und zum 100. Geburtstag von Christine Lavant kommt ein Band heraus, in dem Autoren wie Mayröcker, Haderlap und auch Peter Handke über die Lavant schreiben. Es wird heißen „Drehe die Herzspindel weiter für mich“ und ein wunderschönes Bändchen werden. Wieder im Wallstein-Verlag, dem ich die Rechte für zehn Jahre gegeben habe.


Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu Christine Lavant?
SCHMID: Als ich ein junger Bua war, als Mittelschüler, habe ich ein Bändchen in die Hand bekommen, ich glaube, es war „Die unvollendete Liebe“. Ein Lyrikband, der mich fasziniert hat. Danach habe ich alles gelesen, was ich von ihr gekriegt habe. Später hat mir Monika Kircher, die damals Kulturreferentin in Villach war, erzählt, dass ein großer Nachlass bei Otto Scrinzi liegt und Haider den nicht ankauft. Sie hatte Angst, dass der Nachlass zerfleddert wird und damit verloren ist. Den habe ich dann gekauft, wie auch einen zweiten Nachlass von Adolf Purtscher, der Primar war in Klagenfurt.


... und auch in der Erzählung „Das Kind“ vorkommt.
SCHMID: Interessantererweise stand bei der Lavant am Anfang und am Ende ein Arzt. 


Und jetzt Sie, der Geschäftsmann als Mäzen. Mit Christine Lavant ist, abgesehen von Verfilmungen, wohl kein Geld zu machen.
SCHMID: Eine Gesamtausgabe ist ein Riesenaufwand und wenig einträglich. Der Otto Müller Verlag hat damals von „Spindel im Mond“ 70 Stück im Jahr verkauft. Ich habe große Teile seines Restbestandes aufgekauft, die liegen bei mir. Ich muss jetzt anfangen das zu verschenken. Aber die Stiftung investiert Geld und das ist so gewollt. Hauptbegünstigte sind die Kultur und Soziales. Wir haben in Kärnten auch ein Hotel gekauft, das Park’s in Velden, wo wir sehr viel Kultur machen wollen, unter anderem auch Lavant.


Von welchem Zeitrahmen reden wir da?
SCHMID: Wir fangen erst 2016 zu bauen an. Das ist ein sehr großes Investment, da wollen wir nicht überstürzt planen. Es tut sich ja auch so vieles mit der Lavant. Das ist sehr erfreulich. Die war ja wirklich vergessen. Jetzt auf einmal zieht das Kreise und man sieht, was das für ein ungeheurer Schatz ist. Thomas Bernhard hat in der Bibliothek Suhrkamp einen Band mit Lavantgedichten herausgegeben. Wer da dabei ist, gehört schon zum Literatur-Adel. Bernhard hat das Nachwort geschrieben, das ist das beste Nachwort, da sieht man, was der für ein großer Mann war. Wir haben laufend Anfragen, vom Theater, für Vertonungen, jetzt planen wir etwas mit dem Maria Saaler Tonhof. Ich bin auch gerade dabei, eine Lavant-Gesellschaft in Wien zu gründen und habe dazu eine erstaunliche Liste von Kärntnern in Wien. 


Die Schauspielerin Brigitte Karner ist ja auch ein unglaublicher Lavant-Fan.
SCHMID: Wie Andrea Eckert! Die sind so richtig verliebt in die Lavant. Und Professor Amann ist mir ganz wichtig.


Amanns Nachwort zum „Kind“ ist ein bisschen länger als das von Thomas Bernhard. Er gibt sehr viel Detailwissen weiter.
SCHMID: Ja. Er sieht das sehr wissenschaftlich, aber vielleicht kann man das doch ein bisschen populärer machen . . . Warum ich mich so engagiere, ist, dass ich Kärnten ein bisschen zurückgeben möchte. Das ist offenbar so, wenn man älter wird. Und grad jetzt, mit der Hypo und den ganzen Skandalen, ist für mich die einzige Antwort darauf die Kärntner Kultur. Die ist nämlich gewaltig, verglichen mit den anderen Bundesländern. Sowohl in der Literatur wie in der bildenden Kunst. Ich sammle seit vierzig Jahren, habe damals schon Boeckl, Lassnig, Kolig gekauft. Alles aus dem Bauch heraus, aber da ist schön etwas zusammengekommen. Ein Schlüsselwerk von Maria Lassnig ist immer in Ausstellungen zu sehen. Mein Grundsatz ist, dass der Künstler immer Eigentümer des Bildes bleibt. Ich bin nur Besitzer, und auch verpflichtet, dass der Künstler zu sehen ist – in guten Ausstellungen, darum wandern meine Bilder sehr oft.


Sie haben einmal gesagt, ihre Vision für die Zukunft ist ein kleiner Jaguar und 5000 Schilling.
SCHMID: So ist es. Als Student hat man eh nichts gehabt. Aber wenn wir über Zukunft und Wohlstand nachgedacht haben, dann haben immer alle von einem Porsche geredet, ich war der einzige mit einem Jaguar. Ich fahre heute noch einen. Und das Geld . . . 5000 Schilling bedeuteten damals das große Leben. Da muss ich heute schon selber lachen.

INTERVIEW: USCHI LOIGGE