In diesem Wiener Wald steht kein Baum, die Wachau ist keine liebliche Landschaft und auch der achte Bezirk, wo der Zauberkönig seine Tochter Marianne an den Fleischhauer Oskar bringen will, und die Trafikantin Valerie ihr Glück bei jüngeren Männern versucht, liegt in einem spitzen Winkel. Schon die Raumlösung von Etienne Pluss suggeriert: Die sind alle im Eck, kein Ausweg. Und  damit haben geplatzte Bilanzierungsgeschäfte, die große Krise und  der nahe Krieg nur bedingt zu tun.

Lore Stefanek entwirft ein sehr klares und präzises Bild einer am Abgrund stehenden Gesellschaft, die nach dem kleinen Stückchen Glück sucht. Abgebrüht wie der Schlawiner Alfred, überzeugt und mit vorgeschobenem Gottvertrauen wie Oskar oder vertrauensvoll wie Marianne.

Diese "Geschichten aus dem Wiener Wald" erfreuen zudem mit einer Besetzung, die keinen Wunsch offen lässt. So spielt Sebastian Edtbauer den  Oskar mit einer dezenten Brutalität, die man so noch nicht gesehen hat. Therese Affolters Großmutter ist ein bösartiger Kobold, Irene Kugler eine bei aller Saftigkeit verletzliche Valerie.

Dazu die stilisierte (Heurigen-)Musik des Kärntner Gitarristen Primus Sitter. Und alles, was lustig ist, ist gleichzeitig auch todtraurig.

Starker Applaus für einen exzellenten Theaterabend. 

USCHI LOIGGE